Jung und Transgender: Wie Roman zu Roxy wurde
Seit sieben Monaten nimmt Roxy die Hormone zu sich. Bevor sie mit der Einnahme beginnen konnte, brauchte sie aber ein psychotherapeutisches und ein psychologisches Gutachten. Das psychologische bereitete Umstände. Drei Mal musste sie hinkommen, bis es geklappt hat. "Der Psychologe hatte einfach keine Erfahrung mit Transgender", sagt Roxy. Zweifel hatte sie nie, dass es schlussendlich klappen wird. "Es war nur die Frage wann und das hat mich ein bisschen genervt", erzählt sie. Roxy ist 18 Jahre alt, tritt aber mit einem Selbstbewusstsein auf, als wäre sie weit älter. Offiziell hat sie ihren Namen von Roman auf Rosalie geändert, ihren Nachnamen will sie nicht öffentlich machen.
Roxy weiß schon sehr lange, was sie möchte und wer sie ist. Dass sie im falschen Körper geboren wurde, assoziiert sie bereits mit ihrer ersten Kindheitserinnerung. "Ich war bei einer Kostümparty eingeladen, wo man sich als Pirat oder Meerjungfrau verkleiden musste. Und ich wollte die Meerjungfrau sein und habe einfach nicht verstanden, warum das nicht möglich sein soll", sagt sie.
Selbstschutz
Ihr Selbstbewusstsein dient auch einem gewissen Selbstschutz. "Ich kann nicht durch die Straßen gehen und alles persönlich nehmen, was mir die Leute an den Kopf werfen. Außerdem nutzen es Menschen aus, wenn man Schwäche zeigt. Deswegen prallt es an mir ab", sagt Roxy, die den Spruch "Words have the power to change us" (Worte haben die Kraft, uns zu verändern) auf ihrem Bauch tätowiert hat.
Am Anfang war sie gut vernetzt in der Trans-Szene, dann aber Abstand davon genommen. "Man fühlt sich schnell wie in der Auslage, wenn immer verglichen wird, wie schnell die Hormone wirken. Ich konzentriere mich lieber auf mich. Jedem seine eigene Transition", sagt sie. Bei sich selbst merkte sie die ersten Veränderungen nach zwei Wochen: "Das Rasieren wurde einfacher und meine Haut weicher." Obwohl alle ihre Freunde, sie akzeptieren wie sie ist, können es viele nicht wirklich verstehen. Roxy, hat Verständnis dafür. Um ihre Veränderungen zu dokumentieren, betreibt sie nun einen Blog.
In Deutschland forderten die Verfassungsrichter diese Woche ein drittes Geschlecht im Geburtenregister. Neben männlich und weiblich soll es künftig noch eine dritte Option geben, die vor allem die Diskriminierung von intersexuellen Menschen (sie sind genetisch, hormonell oder anatomisch nicht eindeutig männlich oder weiblich) stoppen soll. Auch in Österreich erhofft man sich dadurch einen Aufschwung für dieses Belangen, meint Michaela Tulipan, Rechtsanwältin, Mitglied beim Rechtskomitee Lambda und im Vorstand der European Lesbian Conference.
Auch die Transgender-Community feiere den Erfolg in Deutschland. "Für die meisten – man kann nie für alle sprechen, weil es da viele verschiedene Meinungen gibt – steht aber die Forderung im Vordergrund, dass das Ankreuzen des Geschlechts prinzipiell in den Hintergrund gerückt gehört", sagt Tulipan weiter. Denn: Was solle angekreuzt werden? Das Geburtsgeschlecht oder das gefühlte Geschlecht? "Viele wollen außerdem nicht Transgender genannt werden, weil der Prozess am Ende der Umwandlung der Vergangenheit angehört. Man ist dann bevorzugt männlich oder weiblich. Das ist anders als bei intersexuellen Menschen." Nur bei Fällen wo es unbedingt notwendig sei, solle es noch die Ankreuz-Kästchen geben. "Von der wahrscheinlichen neuen türkis-blauen Koalition erhoffen wir uns da aber nichts", sagt Tulipan.
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