Jahr des Wandels: Heuer werden vier Bischöfe neu ernannt

Egon Kapellari: „Ich werde helfen, wo ich noch kann“.
In Graz-Seckau regiert nach Egon Kapellaris Rücktritt demnächst ein Administrator.

Eine neue Wohnung hat Egon Kapellari bereits. Den 79-Jährigen zieht es an das rechte Ufer der Mur, zu den Elisabethinen. Der nunmehr emeritierte Diözesanbischof von Graz-Seckau will aber weiterhin "helfen, wo ich noch kann und gebraucht werde".

Das hielt auch sein direkter Vorgänger so, Johann Weber: Als Weber 2001 von Kapellari abgelöst wurde, kehrte der damals 74-Jährige in die Seelsorge zurück.

Doch zwischen den Rücktritten der beiden Bischöfe gibt es einen großen Unterschied: Während Webers Nachfolger binnen zwei Tagen feststand, dürfte das Bischofsamt nach Kapellaris Rücktritt noch einige Zeit vakant bleiben. Obwohl der Steirer schon vor vier Jahren bat, gehen zu dürfen, hat Rom bisher keinen Nachfolger ernannt. "Man wird leicht geneigt sein, dies zu kritisieren", schrieb Kapellari selbst in seinem letzten Hirtenbrief, der Samstag veröffentlicht wurde. Doch der Papstwechsel und die Wahl seines logischen Nachfolgers Franz Lackner zum Erzbischof von Salzburg seien eben Gründe für die Verzögerung gewesen, betonte Kapellari.

Im Lauf dieser Woche wird der Vatikan Kapellaris Rücktritt in einer offiziellen Erklärung annehmen, danach leitet das Grazer Domkapitel die Diözese interimistisch. Innerhalb von acht Tagen muss es einen Administrator küren, erläutert Uni-Professor Rudolf Höfer. "Üblicherweise wird der Generalvikar dazu ernannt." Das ist in Graz-Seckau Heinrich Schnuderl.

Viele Namen kursieren

Schnuderl ist unter jenen, die immer wieder als Nachfolger genannt werden. Doch die Liste potenzieller Bischöfe ist lang: Sie reicht vom Grazer Pfarrer Hermann Glettler über den Mariazeller Pater Karl Schauer bis hin zu Karl Wallner, Rektor der päpstlichen Hochschule Heiligenkreuz, besser bekannt jedoch als singender Zisterzienser.

Möglich wäre es aber auch, einen bisherigen Weihbischof nach Graz zu senden: So gäbe es mit Franz Scharl, 57, und Stephan Turnovszky, 51, zwei Weihbischöfe aus der Erzdiözese Wien; in St. Pölten arbeitet Weihbischof Anton Leichtfried, 48.

Kirchenrechtsexperte Franz Hasenhütl aus Graz schätzt, dass sich Rom noch etwas Zeit lassen könnte: Die Bischöfe der beiden Diözesen Linz und St. Pölten, Ludwig Schwarz und Klaus Küng, werden heuer 75 Jahre alt und ihre Rücktrittsgesuche einreichen. "Es ist eine Vermutung, das in der Entscheidung mitzubedenken", überlegt Hasenhütl. Militärbischof Christian Werner, 72, hat bereits 2013 aus gesundheitlichen Gründen um seinen Rücktritt gebeten. Somit sind mit Graz-Seckau heuer vier Bischofsstühle neu zu besetzen.

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