Islam-Vereine: Brisante Spur führt zu religiöser Stiftung

Knapp ein Monat bis zu den Kommunalwahlen in der Türkei
Geld von österreichischen Vereinen soll religiöse türkische Schulen in Somalia oder Kasachstan finanzieren.

Die Razzien der Finanz bei verschiedenen islamischen Vereinen in den vergangenen Monaten haben offenbar eine brisante neue Spur ergeben. (Der KURIER berichtete hier.) Denn wenn die als Vereine getarnten Reisebüros und Bestattungsunternehmen ihr Vermögen auflösen, würde das Geld ins Ausland fließen und zwar in die Türkei.

In den Statuten, die das Finanzministerium für illegal hält, soll laut Insidern die „Türkiye Diyanet Vakfi“ („Diyanet-Stiftung Türkei“), eine religiöse Stiftung in der Türkei, als Begünstigter aufscheinen.

Diese Stiftung vergibt Stipendien und hat nach eigenen Angaben bis zum Jahr 2013/2014 insgesamt 15.000 Studenten gefördert. Laut deutschen Medienberichten soll sie ein Vermögen von über einer Milliarde Euro haben.

Islam-Vereine: Brisante Spur führt zu religiöser Stiftung

Die TDV betreibt Studentenwohnheime und hat eine eigene Universität gegründet, die İstanbul 29 Mayıs Üniversitesi. Als Teil der Bildungsaktivitäten werden Gebäude für İmam-Hatip-Schulen bereitgestellt und es wurden mehrere Schulen in Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, Turkmenistan, Rumänien, Bulgarien und Somalia gegründet. In diesen Schulen werden Imame und Prediger ausgebildet. Türkisch-Unterricht ist verpflichtend.

"Wie ein Staat im Staat"

"Die Diyanet tritt heute wie eine gigantische Holding auf - oder noch schlimmer: wie ein Staat im Staat. Sie sollte aber nicht wie eine Wirtschaftsmacht auftreten", sagte der Theologe Cemil Kilic In einem Interview mit der Deutschen Welle. "Die Diyanet wurde gegründet, um der Öffentlichkeit die Wahrheiten und die islamische Religion nahezubringen, ihr ein Verständnis von Gerechtigkeit und Tugend zu vermitteln."

Doch nun sei die Diyanet nichts weiter als eine Clique, die von der Bevölkerung abgehoben agiere. "Die Institution wurde ursprünglich etabliert, um den Armen zu dienen und nicht zur Selbstbereicherung. Dies widerspricht der Logik des Islams."

"Wir können die Medienberichte und auch die Aussagen des Finanzministers nicht nachvollziehen, da uns als Betroffene ja noch nicht einmal Bescheide vorliegen", zeigt sich hingegen ATIB-Vorsitzender Fatih Yilmaz überrascht.

Auch die Ankündigung von Strafen sind für den ATIB-Verband nicht nachvollziehbar, da auch gegen ordentliche Bescheide ja Rechtsmittel zulässig sind: “Wir leben in einem Rechtsstaat. Wenn es zu Verfehlungen kam, sind dafür klare Strafen vorgesehen. Aber dass wir quasi schon medial abgeurteilt werden, bevor wir überhaupt Bescheide in laufenden Finanzverfahren in Händen halten, ist unsachgemäß", meinte Yilmaz weiter. Man sehe sich in den Wiener Wahlkampf hineingezogen.

Die Erkenntnisse der Finanz über die Stiftung stammt aus jener Aktion gegen 211 islamische Vereine, über die der KURIER gestern ausführlich berichtete:

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