"Islam" statt "IGGÖ": Zeugnisse müssen neu gedruckt werden

"Islam" wird in Zeugnissen durch "IGGÖ" ersetzt.
Das Bildungsministerium legt im Streit mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft einen Kompromiss vor. Die hält an ihrer Verfassungsklage fest.

Groß war die Aufregung, als in den Schulnachrichten muslimischer Schüler heuer als Bezeichnung für das Religionsbekenntnis statt „Islam“ „IGGÖ“ stand. Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) bereitete deshalb zuletzt eine Verfassungsklage vor – der KURIER berichtete. Jetzt scheint aber eine Kompromisslösung auf dem Tisch zu liegen. Zumindest bezeichnet man es seitens des Bildungsministeriums so. Die Glaubensgemeinschaft hat dem Vorschlag nicht zugestimmt.

Ab sofort steht also wieder „Islam“ in den Zeugnissen – mit Zusätzen wie „IGGÖ“ bzw. „SCHIA“ (Schiiiten) oder nur „ALEVI“ (Aleviten) – je nach Ausrichtung. Allerdings müssen aufgrund der späten Lösung bereits ausgestellte Zeugnisse neu ausgedruckt werden.

"Islamisch" sei zu ungenau

Für die Änderung in den Schulnachrichten war eine Empfehlung des beim Bundeskanzleramt angesiedelten Kultusamts verantwortlich gewesen. Die Bezeichnung „islamisch“ wäre zu ungenau, wurde argumentiert. Vermutet wurde auch Druck von Seiten der Alevitischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (ALEVI).

"Islam" statt "IGGÖ": Zeugnisse müssen neu gedruckt werden

Bildungsministerin Iris Rauskala.

Kurz vor Schulschluss kam es laut Bildungsministerin Iris Rauskala nun zum Kompromiss. Der Haken an der Sache: Das Kultusamt teilte dies erst Anfang der Woche dem Bildungsministerium mit. Zu diesem Zeitpunkt fanden in den östlichen Bundesländern bereits die Notenkonferenzen statt. Am 18. Juni wurden die Bildungsdirektionen informiert, am 19. folgte ein Rundschreiben des Ministeriums.

Klassenlehrer bzw. Klassenvorstände, die die Zeugnisse ausgestellt haben, müssen diese nun neu ausdrucken. Das wiederum sorgte für Kritik der Sozialdemokratischen Gewerkschafter: Das Ministerium sorge “durch diese allzu späte Weisung für einen administrativen Mehraufwand, der sich gewaschen hat", hieß es in einer Aussendung. Diese müsse daher sofort zurückgezogen werden.

Im Bildungsministerium weist man dies zurück: Man könne das entsprechende Schreiben des Kultusamts erst weitergeben, nachdem man es erhalten habe. Die Information an die Bildungsdirektionen sei außerdem bereits unmittelbar danach erfolgt - und außer in Wien habe man nirgendwo von Problemen erfahren. "Es ist für mich unverständlich und mehr als bedauerlich, dass die Wiener Bildungsdirektion den Lehrern diesen Mehraufwand zumutet", sagt Rauskala.

Eine Kritik, die Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer nicht nachvollziehen kann. Man sei am vergangenen Mittwoch per Verordnung vom Ministerium informiert worden und habe die Schulen noch am selben Tag darüber informiert. Dass der Mehraufwand gerade in Wien, wo die Ferien früher als in anderen Bundesländern beginnen und wo es auch die meisten muslimischen Schüler gebe, enorm sei, bestreitet der Ressortchef nicht. "Wenn die Ministerin diesen nich will, dann soll sie die Verordnung einfach zurücknehmen", sagt Himmer.

IGGÖ hält an Verfassungsklage fest

Vertreter der IGGÖ verhandelten mit dem Bildungsministerium zwar über Lösungsansätze. Dem jetzigen Kompromiss habe man aber nicht zugestimmt, sagt Sprecher Rusen Timur Aksak am Sonntagnachmittag zum KURIER. Man stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass die Bezeichnung "Islam" ohne den Zusatz "IGGÖ" möglich sei. An der Verfassungsklage, die zum Teil über Crowdfunding finanziert werden soll, halte man daher weiter fest.

Man erkenne aber an, "dass Bildungsministerium und Kultusamt offensichtlich sehen, dass die völlig falsche Bezeichnung ,IGGÖ' ein Blödsinn war", so Aksak.

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