So wird etwa eine Studie angeführt, laut der auch Geimpfte das Virus weiter geben können – was freilich unbestritten ist. Wie der Standard berichtete, wird aber die Kernaussage der Studie unterschlagen. Nämlich das Geimpfte sich seltener anstecken und kürzer infektiös sind.
In dem Brief wird auch behauptet, Covid-Impfungen seien "wenn überhaupt" nur für Personen mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf relevant. Gesunde Menschen unter 65 Jahren ohne Risikofaktoren seien davon in der Regel nicht betroffen. Die Realität auf den Intensivstationen ist eine andere.
Ein sehr großer Teil der impfskeptischen Ärzte, die diese Behauptungen durch ihre Unterschriften mittragen, kommt aus Salzburg, das bei der Impfquote nach wie vor hinterherhinkt.
Wie KURIER-Recherchen nun zeigen, bieten zumindest zwei dieser Salzburger Ärzte aber selbst Impfungen an. Es handelt sich um Allgemeinmedizinerinnen. "Der Brief an sich ist ja schon irrational", sagt Christoph Fürthauer, Vizepräsident der Salzburger Ärztekammer, dazu. Aber dass Unterschreibende des Briefs "dann auch eine Impfordination führen, ist nicht erklärlich."
Fürthauer, selbst Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, reagierte umgehend. Die beiden Fälle wurde an die Impfstoff-Disposition des Landes gemeldet. Das Land müsse nun entscheiden, ob die Medizinerinnen weiter auf der Liste der Bezieher bleiben.
Eine der beiden (Namen der Redaktion bekannt) ist auch Amtsärztin und soll in der Vergangenheit auch zahlreiche Impfungen durchgeführt haben. Die zweite betreibt eine Praxis mit Kassenvertrag im Flachgau.
Auf ihrer Homepage verlinkt die Hausärztin für Informationen zur Corona-Impfung auf die offizielle Seite des Landes zum Thema. Die Unterschrift auf dem Brief der impfskeptischen Ärzte könnte für sie allerdings ein Nachspiel haben.
Denn wie die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) am Donnerstag mitteilte, will sie gegen Ärzte vorgehen, die das Coronavirus leugnen und die Impfung ablehnen. Für solche drohe der Entzug des Kassenvertrags.
Er habe "wenig Verständnis", wenn Ärzte gegen die Impfung auftreten, erklärte ÖGK-Obmann Andreas Huss. Die Ärztekammer wiederum hat disziplinäre Möglichkeiten, die bis zu einem Verbot der Berufsausübung reichen können.
Die Salzburger Ärztekammer sieht sich aktuell auch mit einem Fall konfrontiert, bei dem der Verdacht vorliegt, dass ein Mediziner falsche Impfzertifikate ausgestellt hat. "Die Vorwürfe wiegen so schwer, dass wir das bei der Staatsanwaltschaft und beim Disziplinaranwalt angezeigt haben", sagt Fürthauer dazu.
Was ihn auch beschäftigt, ist die Tatsache, dass der Impfgegner-Brief von auffällig vielen Medizinern in Salzburg unterschrieben wurde. Er sieht einen möglichen Zusammenhang mit Wortführer Andreas Sönnichen. Der war bis 2012 Vorstand des Instituts für Allgemeinmedizin an der Salzburger Paracelsus-Universität. "Er war hier sehr gut vernetzt", sagt Fürthauer.
Die Gefolgschaft des umstrittenen Arztes hat auch für drei Salzburger Schulärztinnen Konsequenzen. Sie wurden laut Salzburger Nachrichten aufgrund ihrer Unterschriften beurlaubt. Sönnichsen selbst wurde hingegen, wie berichtet, von der Med-Uni-Wien gekündigt, wo er zuletzt Leiter der Abteilung für Allgemeinmedizin war: unter anderem wegen Verstößen gegen die Corona-Auflagen der Uni.
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