Immer mehr Rad-Unfälle: So setzen Sie auf mehr Sicherheit

Mittlerweile ein Klassiker: Ein älterer Herr deutet auf eines der wohlfeilen E-Bikes – und eröffnet, dass ihm die Farbe gut gefällt. Doch da hat er die Rechnung ohne den erfahrenen Radhändler Christian Dorfinger gemacht. Der schickt niemanden mit neuem, motorbetriebenem Rad in sein Verkehrsverderben.
„Hätten Sie morgen Zeit?“ Wird der Kunde gefragt. „Ich werde Sie vermessen und dann ausführlich beraten.“ Dafür möge er sich bitte eine gute Stunde Zeit nehmen.

Das Simplon Chenoa mit dem Bosch-CX-Motor ist eine der Optionen im Fahrradhaus F. Dorfinger in Wien 21. Der Carbonrahmen macht es mit 21 Kilogramm zu einem vergleichsweise leichten Bike, die 625 Wattstunden erlauben es, weit über Wien hinaus zu radeln, ohne dabei die Motorunterstützung zu verlieren.
Der Preis ist ebenso exklusiv: 5.499 Euro.

Fahrräder in Aktion
Wer keinen Motor benötigt und auch nicht so viel Budget für ein Rad hat, begibt sich vom Fahrradhaus in die nahe gelegene SCN. Beim dortigen Intersport holt Geschäftsleiter Matthias Repolusk mit gutem Gewissen das Eigenmarken-Fahrrad Genesis Touring 4,3 nach vorne: „Mit diesem Rad kann man sich im Weinviertel ganz gut bewegen und kommt bei guter Physis auch auf die Hausberge von Wien hinauf.“
Das Touring-Rad verfügt über 24 Gänge und 28-Zoll-Laufräder, der Rahmen ist aus Aluminium. Repolusk wirbt auch mit dem Aktionspreis: „Derzeit 699 statt 899 Euro.“
Mit einer anderen Aktion lockt Johann Rabitsch, der den Verkauf in der Radstation auf dem Hauptbahnhof leitet. In dem gut sortierten Laden arbeiten etliche Menschen in Verkauf und Werkstatt, die hier auf ihr Comeback auf dem regulären Arbeitsmarkt vorbereitet werden sollen.
Für Schnellentschlossene: Rabitsch betont, dass die 600-Euro-Förderung für Falträder nur noch bis Donnerstag, 12 Uhr, beantragt werden kann. Das Förderprogramm des Klimaschutzministeriums und der Wirtschaftskammer läuft dann nach einem Jahr aus.
Da sowohl Händler als auch Kunden den Bonus begrüßen (dieser wird nur in Kombination mit einem Klimaticket oder einer anderen Zeitkarte für Öffis gewährt), könnte es verlängert werden, heißt es. Einen konkreten Termin dafür gibt es aber noch nicht.
Das neue Brompton aus der C-Line mit sechs Gängen und der modisch aktuellen Sonderlackierung Pop Lilac für 1.993 Euro ist ein heißer Tipp in der Radstation. Die Londoner Manufaktur baute trotz der Risse in den globalen Lieferketten durchgehend Falträder, dafür hat man den Ab-Preis (1.800 Euro im Moment) in die Höhe getrieben.
Bei den Fahrrädern, die nicht zusammenlegbar sind, fällt auf, dass die Radbauer mehr Augenmerk auf die Fahrsicherheit legen. Gut zu sehen ist das bei den Reifen: Die sind breiter, haben mehr Grip, dämpfen besser und gleichen auch Unebenheiten von Straßen besser aus.
Beleuchtung: Gibt es vorne und hinten Licht?
Kette: Ist sie noch gut geölt? Trockene Ketten können reißen und zu Stürzen führen.
Reflektoren: Ist das Rad mit allen vorgeschriebenen Reflektoren ausgerüstet?
Sattel: Passt die Sattelhöhe zur Körpergröße?
Schrauben: Ist keine Schraube locker?
Reifen: Je härter sie aufgepumpt sind, umso geringer der Rollwiderstand, umso flotter der Lauf der Räder.
Christian Gratzer vom Mobilitätsclub VCÖ rät, das Rad zumindest ein Mal im Jahr zum Service in ein Fachgeschäft zu bringen: „Materialschäden können dort rechtzeitig erkannt werden. Regelmäßige Wartung hilft, die Lebensdauer eines Fahrrads zu verlängern und teure Reparaturen zu vermeiden.“

Gravelbikes – der Renner
Selbst bei den Rennradreifen manifestiert sich der Safety-first-Gedanke. Für Marian Holper, der das gut sortierte Radgeschäft Bikers neben dem Donaukanal-Radweg mit großer Liebe führt, zeichnet sich noch etwas ab: „Ich verkaufe inzwischen zu zwei Dritteln Gravelbikes und nur mehr zu einem Drittel klassische Rennräder.“
Die spezielle Ergometrie des Gravelbikes erlaubt eine komfortablere Sitzposition – mit den breiteren Profilreifen kann man auch abseits gut asphaltierter Straßen fahren. Holpers Tipp ist ein Cannondale Topstone 2 mit einer Carbongabel, zwei Mal zehn Gängen, hydraulischen Scheibenbremsen (für 1.999 Euro).
Die Jubelmeldungen seiner Branche im Zuge der Pandemie sind längst verhallt. Im zwanzigsten Jahr seines Unternehmens erklärt Marian Holper nüchtern: „Die Lieferungen lassen auf sich warten, und auch die Kunden blieben zuletzt aus.“
Kommentare