Stresssituationen
„In den letzten Jahren ereigneten sich im Schnitt rund 2.000 Fahrerfluchtunfälle mit Personenschaden. Das entspricht fünf Prozent aller Unfälle mit Personenschaden“, erklärt ÖAMTC-Verkehrsexperte David Nosé.
Vor allem im Fünfjahresvergleich lässt sich von einer Zunahme der Unfälle sprechen: 2016 wurden beim ÖAMTC gar nur 1223 Fälle gemeldet, bei denen Personen verletzt wurden. Auch die Anzahl der Verletzten stieg in diesem Zeitraum beträchtlich an: 2016 zogen sich 1.348 Menschen Verletzungen bei Fahrerflucht-Unfällen zu, im Jahr 2021 waren es 2.341.
Warum stieg die Zahl der Unfälle seit 2016 an? "In Statistiken kommt es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten. Es ist in dem Fall zum Beispiel sehr schwierig, die vergleichsweise niedrige Zahl an einer konkreten Ursache festzumachen. Interpretationen in diese Richtung wären unseriös", erklärt eine ÖAMTC-Sprecherin.
„Leider flüchten immer wieder Menschen nach selbst verursachten Unfällen vom Unfallort – sei es aus Überforderung mit der Situation, aus Angst oder weil sie keine Fahrerlaubnis besitzen oder unter Alkoholeinfluss stehen. Jeder Vorfall, selbst ein Blechschaden, stellt für die Beteiligten eine Stresssituation dar“, erklärt Nosé.
Noch fordernder sei es, wenn Personen dabei verletzt – oder sogar getötet werden. Im Jahr 2021 starben österreichweit acht Personen infolge eines Fahrerflucht-Unfalls, vier Fälle entfallen davon allein auf Niederösterreich.
Acht Tote
Die meisten Toten gab es im Jahr 2012: Von den insgesamt 13 verstorbenen Personen entfielen auch hier die meisten auf Niederösterreich. Schaut man sich an, mit welchem Fahrzeug die meisten Unfälle passieren, ist schnell klar, dass das Auto den ersten Platz einnimmt. 65 Prozent der Unfälle mit Fahrerflucht werden von Pkw-Lenkern verursacht.
Beim Blick in die Statistik fällt vor allem eines ins Auge: „Mit 18 Prozent ist der überproportional hohe Anteil fahrerflüchtiger Radfahrender im Verhältnis zu deren Beteiligung an allen Unfällen mit Personen erstaunlich“, sagt der Verkehrsexperte.
Grund könnte eine gewisse Anonymität der Radfahrenden sein, die ihre Hemmschwelle sinken lasse.
Strafe bis zu 2.180 Euro
Je nach Schwere des Vergehens fallen für Unfalllenker unterschiedlich hohe Strafen an – für Verwaltungsstrafen erstreckt sich der Rahmen von 36 bis 2.180 Euro.
Ist der Straftatbestand des Imstichlassens eines Verletzten erfüllt, droht ein Strafverfahren mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. 2021 wurde dieses Delikt 249 Mal angezeigt. „Von der juristischen Seite abgesehen, ist man im schlimmsten Fall für den Tod eines Menschen verantwortlich, dem geholfen werden hätte können“, sagt Nosé.
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