Im Schwitzkasten: Wo sich Frauen an die Gurgel gehen

Im Schwitzkasten: Wo sich Frauen an die Gurgel gehen
Das Underground Wrestling von Gerhard Hradil feiert dieser Tage 20-jähriges Bestehen. Auch Frauen mischen hier mit.

„Tschabella, Tschabella, die Königin vom Kella!“, schallt es aus dem Publikum. Mit siegessicherem Blick, kniehohen Lederstiefeln und Championesse-Gürtel betritt Wrestlerin Chabela die Bühne.

Sie fischt zwei Tennisbälle hervor. „Whose balls are these? (dt. „Wem gehören diese Eier?“), ruft sie in die aufgeheizte Menge. Pfiffe, Lachen, Buh-Rufe aus dem Publikum.

Dann geht Chabela auf ihre Gegnerin Zelina Powers zu. Die Glocke läutet. Der Kampf beginnt. Die Luft ist zum Schneiden. Der Theaterraum im Keller des Wiener Tanzlokals Weberknecht

(16., Lerchenfelder Gürtel 47–49) ist an diesem Sonntag bis zum letzten Platz gefüllt.

Im Schwitzkasten: Wo sich Frauen an die Gurgel gehen

Es ist ein gemischtes Publikum: Männer und Frauen mit volltätowierten Armen sitzen neben älteren Frauen oder Studierenden. Sie verfolgen gebannt, wie Chabela von ihrer Gegnerin über die Schulter geworfen wird. Es ist der dritte Kampf an dem Nachmittag, der einzige mit Frauen.

Hartes Training

Was auf der Bühne dramatisch aussieht, ist das Ergebnis monatelangen Trainings. „Jeder Griff ist echt und kann richtig wehtun. Aber wir haben eine Abfolge, wissen, wie wir reagieren – und dann tanzen wir miteinander“, sagt die 38-jährige Chabela während eines Trainings einige Tage später. Jeden Mittwoch wird in einem Schulturnsaal in Wien-Fünfhaus geübt: Fallen und Abrollen, Würfe, Schläge, Kombinationen.

Gerhard Hradil – in der Wrestlingszene bekannt als „Humungus“ – baut dafür gerade eine Übungsfläche aus Judomatten auf. „Das taugt mir so an dem Sport:

Du kannst mit dem Partner arbeiten und trotzdem beweisen, dass du besser bist.“

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Gerhard Hradil ist nicht nur Trainer, Organisator der Wrestling-Shows im Weberknecht sowie Profiwrestler, er hat auch die Underground-Wrestling-Szene in Österreich etabliert. Am 1. Dezember 1988 gründete er die österreichische Wrestlingschule WSA ( Wrestling School Austria), die seit sechs Jahren Teil des weltweiten Verbands WUW (World Underground Wrestling) ist. Morgen, Sonntag, findet in der Arena die 20-Jahr-Jubiläumsshow statt.

Im Unterschied zum Profi-Wrestling kämpfen die Sportlerinnen und Sportler beim Underground-Wrestling nicht in einem Ring, sondern überall dort, wo sie gebucht sind. Sicherheitsnetz und weichen Boden gibt es keinen. Das sei aber auch das Interessante. „Wir sind so etwas wie die Punks des Wrestling“, sagt Zelina Powers.

Elf Sportler kommen derzeit regelmäßig zu Hradil ins Training, drei davon sind Frauen. Damit machen sie

in der WSA ein gutes Viertel aus. Und: „Über Verstärkung freuen wir uns immer“, sagt Zelina Powers.

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Zurück im Weberknecht liegt sie nach mehreren Würfen, Tritten und Schlägen am Boden. „Aufgabe?“, fragt der Schiedsrichter. Diesmal nickt sie. Dieser Kampf ist vorbei. Aber der nächste ist schon in Aussicht.

20 Jahre Underground Wrestling16. 12., ab 17 Uhr, Karten bei Ö-Ticket (oeticket. com), weitere Infos, auch zu den regelmäßigen Shows im Weberknecht: www.undergroundwrestling.at

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