Illjuschin auf Grazer Hotel-Dach wird Eventlocation
Wenige Stunden nach der Ankunft des Flugzeugrumpfes der ausrangierten Iljuschin IL 62 beim Grazer Hotel Novapark ließen Geschäftsführer Helmut Neukam und Direktor Ricardo Nickel die Katze aus dem Sack: Aus der Maschine wird eine "Eventlocation der besonderen Art" am Dach des Hotels. Die Eröffnung ist für Anfang Juli geplant. Das "Flieger"-Projekt kostet dem Hotel bis zu zwei Millionen Euro.
Neukam lobte nach der erfolgreichen Überstellung des rund 50 Meter langen Rumpfs der Maschine die Logistiker von Prangl: "Sie haben Maßarbeit geleistet - sowohl bei der Geschwindigkeit als auch bei den engen Stellen. Manchmal ging es um nur fünf Zentimeter." Der Hotel-Geschäftsführer und -Eigentümer wirkte nach zwei Nächten ohne Schlaf gelöst: "Die Mühen in den letzten Monaten haben sich bezahlt gemacht."
Apropos zahlen: Allein der Abbau der von 2000 bis 2013 im niederösterreichischen Heidenreichstein als Restaurant dienenden Maschine sowie der Transport nach Graz kosteten zusammen rund 500.000 Euro. Inklusive Zusammenbau, Installation am Dach, neuem Anstrich und Inventar wie etwa eine Bar wird das Projekt 1,5 bis zwei Millionen Euro verschlingen, rechnete Neukam vor. Und dabei ist das Flugzeug nur ein Teil eines größeren Umbaus beim Hotel in Graz-Gösting: Insgesamt investiert der Betrieb rund sieben Millionen Euro und wird künftig zusätzliche Zimmer, Kongressräumlichkeiten und Parkdecks bieten.
Die Iljuschin, eine Passagiermaschine die Platz für fast 190 Fluggäste bot, kommt nach dem Zusammenbau am Parkdeck auf das Hoteldach. Dort soll eine Art " Flughafendeck" entstehen, das Kapazität für 150 Leute bietet. In der Maschine selbst werden 15 bis 100 Personen Platz finden - je nachdem ob Tische oder Stühle gewünscht werden. Von der Iljuschin IL 62M wurden 193 Stück gebaut, 14 davon sind derzeit laut Novapark Hotel noch im aktiven Dienst. Die angekaufte Maschine wurde 1976 gebaut und soll bis etwa 1996 geflogen sein.
Die Idee für eine spezielle Location hatte Neukam bereits vor langer Zeit, denn schon früh wollte er sich "im Meer der Fische hervortun", erklärte er am Donnerstag bei der Pressekonferenz nach der Ankunft des Rumpfs in Graz. Früher wollte er in einem Flieger Zimmer hineinbauen, "aber die Zeit war nicht reif". Nun habe er zusammen mit Nickel die Idee wieder aufgegriffen: "Wir hatten zugegebener Maßen damals - vor eineinhalb Jahren - ein bis zwei Caipirinha zu viel. Wir lachten zuerst über ein Flugzeug am Dach, aber aus dem Witz wurde das Projekt", schilderte Nickel.
Auf Journalistennachfrage beruhigten die künftigen "Airline-Betreiber": Die Statik für die Maschine sei auf drei Mal Punktlast aufgeteilt und "kein Problem". Neukam und Nickel rechnen fest damit, dass viele Leute einfach nur zum Flugzeug-Schauen kommen werden. Imposant sind die Abmessungen: Die Iljuschin ist fertig zusammengebaut mehr als 53 Meter lang und mehr als zwölf Meter hoch. Die Flügelspannweite beträgt 43,2 Meter. Die vier Triebwerke leisteten ehemals je 8.460 PS, beschrieb das Novapark Hotel in seinen Unterlagen.
Geplant ist die Eventlocation für Privatanlässe und Firmenveranstaltungen, wobei die Preise für Konsumationen nicht höher als im Hotel sein sollen. Zudem ist auch ein Zutritt im "Museumsstil" mit "erschwinglichem Eintrittspreis" angedacht, verriet Neukam. Details wolle man im Mai bekanntgeben, wenn das zusammengebaute Flugzeug auf das Dach gehoben wird.
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