Illegaler Kreditkarten-Handel blüht

Sicherheit für Kreditkarten. Symbol mit Schloss.
Anzeigen wegen Betrugs sind selten, denn der Kunde bemerkt die Kriminellen meist gar nicht.

Sieht man sich die offizielle Zahl der Anzeigen wegen Straftaten mit Kredit- oder Bankomatkarten an, scheint es, als hätten die Kriminellen diesen "Geschäftszweig" aufgegeben. In den Jahren 2014 bis 2016 wurden nur 4516 derartige Vorfälle bei den Behörden gemeldet.

Die Dunkelziffer ist aber weitaus höher, wie Rudolf Unterköfler, Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt (BK), erklärt: "Wir haben innerhalb von drei Jahren gegen eine Gruppe ermittelt, die 50.000 Kreditkarten-Daten im Darknet gehandelt hat. Alleine bei dieser Aktion wurden auch Daten von 2000 Österreichern gefunden." Durch das Einschreiten des BK, in Zusammenarbeit mit internationalen Behörden, entstand den Karteninhabern in diesem Fall kein Schaden.

Hacker in Online-Shops

Um an die privaten Daten zu kommen, muss die Karte aber keineswegs gestohlen werden. "Mittlerweile gibt es keine Magnetstreifen mehr, sondern Chips, die nur sehr schwer gefälscht werden können", sagt Unterköfler. Gefährlich wird es allerdings beim Bezahlen im Internet. Hacker infiltrieren beispielsweise Systeme von großen Online-Händlern und gelangen so an Namen und Nummern. Dann ist es für die Betrüger sehr simpel, damit zu bezahlen, oder gar Geld abzuheben.

Abgesehen von der Polizei haben Kriminelle aber noch einen weiteren großen Gegenspieler: Die Kreditkartenunternehmen. "Das Screening der Firmen ist mittlerweile sehr gut. Es wird schnell bemerkt, wenn außergewöhnlich hohe Beträge abgehoben werden, oder plötzlich irgendwo im Ausland bezahlt wird", sagt Experte Unterköfler.

In solchen Fällen verweigert der Kreditkarten-Anbieter oftmals eine Transaktion. Bei Auffälligkeiten wenden sich die Unternehmen an die zuständigen Polizeibehörden. Die Kartenbesitzer bekommen davon erst später mit, wenn sie darüber informiert werden. Schaden entsteht für sie dadurch keiner – eine Anzeige ist obsolet.

Ein weiterer Punkt, der zur Sicherheit beiträgt ist die Technologie, die hinter den Kartensystemen steckt. In den vergangenen Jahren hat sich diese drastisch verbessert. "Für eine Zahlung im europäischen Handel und Abhebung am Geldautomaten muss immer die Originalkarte vorliegen – eine gefälschte Karte wird sofort erkannt und abgewiesen", sagt Lucas Crow, Sprecher von Visa Österreich.

Nachlässige Händler

Der Grund dafür, dass trotzdem immer noch Kartendaten gehandelt werden, liegt laut dem Kreditkartenunternehmen allein an der Nachlässigkeit einiger Online-Händler: "Missbräuchliche Einkäufe im Internet können nur durchgeführt werden, weil die Händler willentlich und bewusst auf Sicherungsmaßnahmen wie die Prüfziffer oder eine Pin-Abfrage wie bei Verified by Visa verzichten."

Die Haftungsobergrenze des Unternehmens wurde für solche Missbrauchsfälle auf null Euro gesenkt. Das bedeutet, Karteninhaber haften nicht für Zahlungen mit Kreditkarten, die sie nicht durch Online-Authentifizierung oder ihrer Unterschrift autorisiert haben.

Rechnung prüfen: Obwohl es eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist, die Kreditkarten-Abrechnung am Ende des Monats zu überprüfen, gibt es immer wieder Fälle, bei denen Betrug erst spät bemerkt wird, sagt BK-Experte Unterköfler: "Einer Dame wurden über zwei Jahre lang 45 Euro pro Monat abgezogen. Das ist ein relativ kleiner Betrag, den sie nicht gleich bemerkt hat."

Codes nicht per eMail weitergeben: Auch wenn es an Verwandte oder Freunde geht: Codes oder persönliche Daten sollten nie via eMail oder in sozialen Netzwerken weitergeben werden.

Online-Händler checken: Kauft man zum ersten Mal bei einem bestimmten Online-Händler ein, ist darauf zu achten, ob er zusätzliche Prüfverfahren wie "Verified by Visa" benutzt. Ist das nicht der Fall, ist eine eigenständige Online-Recherche von Vorteil. Dazu kann man sich in Internet-Foren informierten, welche Erfahrungen andere Kunden mit dem Händler bereits gemacht haben.

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