„Ich befürchte den touristischen Supergau“
Thomas Grabner betreibt am Wolfgangsee in der Strobler Bucht „Joe’s Wasserskischule“. Im KURIER-Interview schildert der Unternehmer, welche Auswirkungen der zurückweichende See auf ihn und die Touristen hat.
KURIER: Der Wolfgangsee ist derzeit 23 Zentimeter seichter als im langjährigen Durchschnitt. Mit welchen Problemen haben Sie zu kämpfen?
Thomas Grabner: Aktuell habe ich eines von drei Motorbooten in Reparatur, weil der Propeller kaputt ist. Die Boote haben einen gewissen Tiefgang, aufgrund des geringen Wasserpegels habe ich stets Probleme beim Anlegen an den Stegen und ruiniere den Propeller. Gewisse Stege bei Hotels kann ich nicht mehr anfahren, das Abholservice für Gäste leidet darunter. Wenn es so weiter geht, wird es bald meinen eigenen Steg in der Strobl-Bucht betreffen.
Kann man den verlängern?
Die Bucht ist seicht. Um den Steg zu verlängern, müsste ich etliche Genehmigungen einholen. Außerdem ist das mit Zusatzkosten verbunden, denn ich muss ja entsprechend der Quadratmeter meines Steges Gebühren an die Bundesforste abliefern.
Also hoffen auf Regen?
Oder auf Einsicht der Behörden. Die versagen auf allen Linien. Eigentlich wäre es einfach, bei der Schneeschmelze im Frühjahr Wasser zurückzuhalten, es gibt ja eine Wehranlage. Aber wenn vertraglich festgelegte Mindestabflussmengen vereinbart sind – beispielsweise für Kleinkraftwerke –, führt das zu kritischen Situationen, wie der Beschädigung der Ufermauern durch Unterspülung oder Algenwachstum im Uferbereich.
Ihr Ausblick für die Hochsaison?
Wenn der Sommer trocken und schön bleibt, was wir uns ja als Touristiker eigentlich wünschen, müssen wir uns fragen: Ist es dann in der Hauptsaison überhaupt noch möglich, zu den Stegen zuzufahren? Muss vielleicht der Betrieb eingestellt werden? Das wäre der touristische Supergau. Mit Augenzwinkern gesagt, bastelt man am Schild: „Heute wegen Schönwetter geschlossen.“
Kommentare