Hunderte Biss-Attacken im Vorjahr: Welche Hunde am öftesten zubeißen

Die Oberösterreich wurden die Regeln für Hundehalter verschärft (Symbolbild)
In den vergangenen Wochen kam es wieder vermehrt zu Zwischenfällen mit aggressiven Hunden. Alleine in Oberösterreich wurden 2024 knapp 200 Bisse angezeigt.
Die schlimmsten Fälle dieses Jahres
- 27.7.2025: Aus Angst um ihr Baby legt sich eine 37-jährige Mutter schützend über den Kinderwagen. Zwei große Mischlingshunde kommen während eines Spaziergangs in Gampern, OÖ, aus einem Haus auf sie und ihr Kind zugelaufen. Die Frau schreit panisch um Hilfe, die Hunde greifen an und beißen die Frau mehrmals in beide Oberschenkel. Sie muss im Spital behandelt werden, das Baby bleibt unverletzt.
- 20.7.2025: Ein Elfjähriger will am Brunnen seine Wasserflasche auffüllen. Ohne Grund attackiert ein Border Collie den Buben und beißt zu. Das Kind wird an der Hand und am Oberschenkel verletzt. Der Halter hatte sein Tier ohne Leine und Maulkorb herumlaufen lassen, obwohl am Pleschingersee in Linz während des Sommers ein generelles Hundeverbot gilt.
- 5.7.2025: Ein Hund reißt sich auf einer Wiese von der Leine los, entkommt seiner 26-jährigen Besitzerin und attackiert eine 59-Jährige in Villach-Land. Der Hund beißt sie in beide Unterschenkel und die rechte Hand. Die Frau muss ins Spital gebracht werden.
- 18.3.2025: Eine Frau wird auf einen frei laufenden Hund am Wiener Südtiroler Platz aufmerksam und versucht, ihn einzufangen. Das Tier beißt zu. Auch einen Polizisten greift der Hund später an. Der Hund ist danach eineinhalb Tage verschollen, bevor er wieder eingefangen werden kann.
- 8.3.2025: Ein Langläufer ist auf einer Loipe im Bezirk Reutte (Tirol) unterwegs. Ein Hund kommt auf ihn zu. Der Mann versucht noch, sich mit seinen Stöcken zu schützen, vergeblich. Der Sportler wird in den Unterschenkel gebissen und ins Krankenhaus gebracht, der Hundehalter wird angezeigt.
Die unvollständige Chronologie zeigt: Es passiert wieder und wieder, dass Hunde Menschen attackieren, schwer verletzen oder gar töten.
Gesetz wurde verschärft
Wie 2023 im Fall jener Joggerin aus Naarn (Oberösterreich) die von drei Pitbulls regelrecht zerfleischt worden war. Das war wiederum ausschlaggebend für die Verschärfung des oberösterreichischen Hundehaltegesetzes.
Nunmehr müssen Halter von großen Hunden – mindestens 40 Zentimeter Widerristhöhe oder mindestens 20 Kilogramm – eine Alltagstauglichkeitsprüfung absolvieren. Das gilt auch für Besitzer von speziellen Rassen wie Pitbull Terrier oder Dogo Argentino.
Für sie gilt außerdem einen Leinen- und Maulkorbpflicht im öffentlichen Raum.
- Haftung: In Österreich gilt das Halterhaftungsprinzip. Das bedeutet, dass der Halter des Hundes für die durch seinen Hund verursachten Schäden haftet – und zwar auch dann, wenn er keine direkte Schuld trägt. Ausnahmen gibt es jedoch, wenn der Biss provoziert wurde oder die verletzte Person fahrlässig gehandelt hat.
- Schmerzengeld: In Österreich besteht ein Anspruch auf Schmerzengeld dann, wenn der Halter des Hundes für den Vorfall haftbar gemacht werden kann. Die Höhen des Schmerzensgelds können je nach Schweregrad des Bisses zwischen einigen Hundert und mehreren Tausend Euro betragen.
- Hund beißt Hund: Auch zwischen Hunden kommt es hin und wieder zu Vorfällen. Der Halter des beißenden Hundes haftet in der Regel für die Tierarztkosten, die für die Behandlung des verletzten Hundes anfallen. Der Halter des verletzten Hundes hat Anspruch auf Entschädigung.
Damit preschte Oberösterreich nach mehreren Extremfällen vor, denn Hundehaltung gesetzlich zu regeln, ist Landessache. Ob andere Bundesländer nachziehen werden, ist noch offen.
Welche Hunde am öftesten beißen
2024 wurden im Bundesland 196 Hundebisse angezeigt, vor zehn Jahren waren es 223. 2021 sank die Zahl einmalig auf ein Tief von 160 Bissen, nur um danach wieder konstant zu steigen.
Spannend ist bei der Statistik, auf welche Rassen sich die 196 Bisse verteilen: 72 davon fallen auf Mischlingshunde, gefolgt von Schäferhunden mit 26 Bissen, dahinter reihen sich Terrier, Sennenhund, Jagd- und Vorstehhunde. Immerhin 13-mal haben auch kleine Hunde zugebissen. Die Zahl der Hundebisse bleibt durchwegs stabil.
Österreichweit sind unter den Bissopfern jedes Jahr rund 800 Kinder, bei denen am häufigsten der Kopf betroffen ist, jedes 10. Kind wird infolge eines Hundebisses stationär aufgenommen.
Und die Dunkelziffer?
Derzeit sind in der Heimtierdatenbank rund 731.000 Hunde gemeldet. Allerdings gibt es eine gewisse Dunkelziffer an nicht registrierten Hunden in Österreich – Schätzungen zufolge ist diese Dunkelziffer sechsstellig.
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