Verschwiegenheitsvereinbarung
Mehr will und kann er dazu nicht sagen: "Wir haben eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterzeichnet." Der Deal ist derart frisch, dass er im Grundbuch noch nicht hinterlegt ist. Es bleibt damit vorerst offen, wer der neue Eigentümer der Liegenschaft ist und was er damit vor hat. Unklar ist auch, in welcher Höhe sich der Verkaufspreis bewegt.
Die Carl Ludwig GmbH, ein Tiroler Joint Venture aus der Moser Immobilien Holding und der Firma Bauwerk Immobilien, hatten das Traditionshaus erst im November 2020 gekauft. 23,15 Millionen Euro wurden an den damaligen italienischen Besitzer bezahlt. Zuvor war die Betreibergesellschaft des Hotels in die Insolvenz geschlittert.
Die finanziellen Schwierigkeiten des Hotels wurden im Zusammenhang mit der damals grassierenden Corona-Pandemie gebracht. Die hat den Betrieb gleich doppelt getroffen. Neben Lockdowns, die der ganzen Tourismusbranche zusetzten, war das Grandhotel mit den ersten Covid-Fällen in ganz Österreich verbunden.
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Im Februar 2020 nahmen Polizisten vor den Eingängen des Hauses am Südtiroler Platz Stellung, um eine vorübergehende Betriebssperre zu gewährleisten. Zuvor war bei einer Rezeptionistin des Hauses und ihrem Freund Corona festgestellt worden. Das Hotel Europa machte österreichweit Schlagzeilen. Nicht gerade Werbung.
Prominente Gäste im Grandhotel
Der Niedergang des einst besten Hauses der Stadt hat freilich schon in den Jahren zuvor begonnen. Dabei ist die Geschichte des einstigen "Grandhotels" durchaus mondän. Hier haben Queen Elizabeth und ihr Gatte Prinz Philip ihre Häupter in die Kissen gebettet, aber auch die Rolling Stones genächtigt.
Über Jahrzehnte hinweg haben sich in Bar und Stuben des "Europa" Politiker, Unternehmer und Journalisten zu vertrauten Gesprächen getroffen. Rund um Pleite und Verkauf des Hotels vor drei Jahren kam es zu einem Eklat. Noch bevor der historische Barocksaal im Innenhof der Immobilie unter Schutz gestellt werden konnte, wurde er zerstört.
Gewesen wollte es keiner sein. Weder die alten, noch die neuen Eigentümer. Die Politik war empört. Auch aufgrund der Tatsache, dass die Carl Ludwig GmbH Anlegerwohnungen errichten wollte, erließ die Stadt eine Bausperre und schob den Plänen einen Riegel vor.
Wohlwollen der Stadt
Wohlwollend wurden hingegen von der Stadt die Anfang des Jahres vorgestellten Pläne für das "Beletage" nach den Entwürfen des Wiener Architekturbüros „Delugan Meissl Associated Architects“ zur Kenntnis genommen. Hürden für den Neubau hätte es politisch keine mehr gegeben.
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Das Projekt, zu dem auch Büros und Geschäfte gehören sollten, hätte Ende 2025 fertig gestellt werden sollen. Im Sommer lief ein Vertrag mit dem Land Tirol aus, dass das ehemalige und bereits durch einen Abverkauf des Interieurs entleerte Haus, vorübergehend als Ankunftszentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine nutzte.
Nur wenige Tage, bevor die Pläne Anfang des Jahres publik wurden, hatte Stefan Moser - von der Tiroler Tageszeitung mit entsprechenden Gerüchten konfrontiert - erklärt, dass die Immobilie zum Verkauf steht. Einen kolportierten Angebotspreis von 28,5 Millionen Euro wollte er damals nicht kommentieren.
Nun hat das Hotel Europa tatsächlich seinen Besitzer gewechselt. Gerüchten zu Folge sollen die nunmehrigen Ex-Eigentümer versucht haben, das Projekt als Gesamtes an den Mann zu bringen. Aber hier greift nun wieder die Verschwiegenheitserklärung, die Moser schweigen lässt.
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