"Hortpflicht" wird streng kontrolliert
Mit dem gestrigen Montag begann in Kärnten nicht nur das neue Schuljahr, sondern auch eine neue Ära in der schulischen Nachmittagsbetreuung: Kritische Eltern sprechen von einer "Hortpflicht" bis 16 Uhr, denn das Land setzt für die Auszahlung der Förderungen klare Regeln voraus – und kontrolliert wird streng.
8000 Euro schießt der Bund pro Jahr und Hortgruppe zur Nachmittagsbetreuung zu. Eine solche Gruppe muss mindestens drei Mal pro Woche zehn Kinder umfassen. Das Land Kärnten zeigt sich spendabel und verdoppelt die Summe, allerdings unter strengeren Auflagen: Von Montag bis Freitag müssen täglich (!) zehn Kinder pro Gruppe bis 16 Uhr anwesend sein. "Es gibt Ausnahmen, wenn ein Kind zum Sport oder in die Musikschule geht. Aber es kann nicht sein, dass ich bei Sonnenschein mein Kind früher abhole und bei Schlechtwetter in die Betreuung schicke", sagt Landeshauptmann Peter Kaiser und zieht sich somit den Unmut vieler Eltern zu.
Gerhild Hubmann, Leiterin der Bildungsabteilung des Landes, sieht sich mit diesen Beschwerden konfrontiert. "Kärnten hat die höchsten Förderbestimmungen, daher kontrollieren wir gemeinsam mit der Schulaufsicht und den Schulinspektoren, ob die Mittel in den Horten auch dementsprechend genutzt werden", betont Hubmann.
Die Auflagen ermöglichen es zwar, dass einzelne Kinder nicht täglich in Betreuung stehen. Aber die Zehn-Kinder-Regel an fünf Tagen muss dennoch zwingend umgesetzt werden, um Fördergelder fließen zu lassen. Und das stellt Hortbetreiber vor schier unüberwindbare bürokratische Hürden. Um keinerlei Finanzspritzen zu verlieren und Mitarbeiter abbauen zu müssen, werden Ausnahmen ungern toleriert.
"Tagesablauf gestört"
223 Gruppen für 3600 Kinder gibt es an Kärntens Schulen, dazu kommen 105 Horte, die die Kinder nach der Schule begleiten. Die BÜM (Betreuen, Üben, Miteinander) ist der größte Anbieter, betreibt 39 Horte und 49 weitere Einrichtungen mit schulischer Nachmittagsbetreuung. Dort will man sich vorerst strikt an die Regeln halten. "Die Nachmittagsbetreuung ist bis 16 Uhr ausgerichtet. Pädagogische Ziele können nur erreicht werden, wenn die Kinder durchgehend anwesend sind", sagt BÜM-Geschäftsführerin Gabriella Lesjak. "Wenn Kinder zwischendurch abgeholt werden, ist der Tagesablauf gestört."
Man wolle die Eltern überzeugen, dass dieses Modell das einzig sinnvolle sei. Einen kleinen Hoffnungsschimmer für protestierende Mamas und Papas hat Lesjak übrig: "Im Rahmen von Elternabenden wollen wir beurteilen, ob flexible Lösungen möglich sind."
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