Hopfen, aber nicht Malz verloren
Den Bierbrauern schmeckt es nicht so recht, dass Slowenen gewitzter war als Österreich: Haben sich doch die Nachbarn den Begriff "steirischer Hopfen" von der EU schützen lassen, wenn auch auf slowenisch (stajerski hmelj). Aber das tut nichts zur Sache, die direkte Übersetzung ins Deutsche oder Englische als "styrian hops" ist damit gegessen.
Somit darf nur noch Hopfen aus Slowenien als "steirischer Hopfen" bezeichnet werden. Speziell aus jener Region rund um Celje in Slowenien, die eine lange Tradition im Hopfenanbau hat. Die Zeitung der steirischen Wirtschaftskammer hat diese EU-Entscheidung in der jüngsten Ausgabe zur Titelstory gemacht, da war dann kurzzeitig Sturm im Bierglas.
Doch die Landwirtschaftskammer beruhigte rasch: "Auf den Bierflaschen steht künftig Hopfen aus der Steiermark oder Südsteiermark", betonte ein Sprecherin. So ungewöhnlich sei das dann auch wieder nicht, denn "den Hopfenbauern war es auch bisher schon ein Anliegen, sich vom slowenischen Hopfenanbaugebiet abzugrenzen". Übrigens bauen bloß 13 Landwirte in der Steiermark überhaupt Hopfen an, alle in der Gegend um Leutschach.
Es ging um die Wurst
Es ist nicht das erste Mal, dass Slowenien und die Steiermark aufgrund ihrer gemeinsamen Geschichte Namenskonflikte austragen. Vor dem EU-Beitritt überlegte man in Slowenien, den Markennamen der berühmten weißen Pferde zu sichern: Immerhin liege Lipica in Slowenien, die Lipizzaner seien also dort zu Hause. Dann ging es 2012 noch um die Wurst: Auch die Krainer sollte als typisch slowenisch anerkannt und geschützt werden, das hätte das Ende der steirisch-österreichischen Variante bedeutet.
" Österreich hat dringend Nachholbedarf, was den Herkunftsschutz betrifft", weiß Hermann Schultes, Präsident der Landwirtschaftskammer. Andere Ländern seien viel früher drauf gekommen, dass die regionale Identität bei der Vermarktung wichtig sei. "Gerade weil österreichische Lebensmittel im obersten Qualitätsfeld angesiedelt sind, ist der Herkunftsschutz so bedeutend", sagt Schultes.
Der neue, bei seiner Kammer angesiedelte "Serviceverein für geschützte Herkunftsbezeichnungen für Lebensmittel" (SVGH) solle helfen, Hürden zu überwinden. Denn Österreich sei ein Sonderfall, weil beim Identitätsschutz mehrere Behörden – zumindest drei Ministerien und das Patentamt – zuständig seien, sagt Christian Jochum, Referatsleiter für Agrarmarketing: "Was zig Rechtsanwälte beim Tiroler Speck jahrelang nicht schafften, konnte der Verein nun in sechs Wochen erledigen." Alles sei jetzt als "One-Stop-Shop" beim Patentamt angesiedelt, erklärt eine Sprecherin des Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter.
Betrugsfälle
Weit mehr als 1000 EU-geschützte Herkunftsbezeichnungen sind übrigens eingetragen. Wer sie zur Vermarktung benützt, ohne berechtigt zu sein, begeht Betrug. In Österreich sind es 17 Produkte – wenig im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedern: Italien ließ sich 314 Spezialitäten sichern, Frankreich 263, Spanien 212, Portugal 140, Griechenland 107. Sogar die nie sehr EU-begeisterten Briten brachten es auf 76 Bezeichnungen. Slowenien hat mit 21 Begriffen immer noch mehr als Österreich.
Allerdings können auch diese Bezeichnungen zuweilen verwirrend sein. Kürbiskernöl gilt etwa als steirisch, auch wenn es aus Jennersdorf im Burgenland oder Hollabrunn in Niederösterreich kommt. Das hat mit dem traditionellen Kürbisanbau dort zu tun. Bloß der Hopfen aus der Südsteiermark, der ist nicht mehr steirisch.
Bezogen auf die Herkunft gelten zwei Bezeichnungen: "g.g.A" meint geschützte geografische Angabe; "g.U." ist die "geschützte Ursprungsbezeichnung". Der Unterschied ist wesentlich: Bei "g.g.A."-Produkten reicht zumindest "ein Produktionsschritt" im definierten Gebiet, bei "g.U." müssen alle Produktionsschritte dort erfolgen.
Kren bis Käse
In Österreich tragen bisher 17 Produkte den EU-Herkunftsschutz:
Steirisches Kürbiskernöl g.g.A, Steirischer Kren g.g.A., Pöllauer Hirschbirne g.U., Steirische Käferbohne g.U.
Tiroler Graukäse g.U., Tiroler Alp-/Almkäse g.U., Tiroler Bergkäse g.U., Tiroler Speck g.g.A. Marchfeldspargel g.g.A., Wachauer Marille g.U., Waldviertler Graumohn g.U., Vorarlberger Bergkäse g.U.,
Gailtaler Almkäse g.U., Gailtaler Speck g.g.A.,
Mostviertler Birnenmost g.g.A.
Kommentare