Homo-Ehe: Evangelische ringen um Kompromiss
Die evangelische Kirche ist sich unsicher, wie sie mit gleichgeschlechtlichen Ehen umgehen soll. Niederösterreichs Superintendent Müller-Marienburg will die „Trauung für alle“. Wobei für ihn klar ist, dass die Entscheidung sehr schwierig werden wird: „Ein Kompromiss ist an dieser Stelle fast unmöglich.“ Dennoch ist es sein Bestreben, dass in den evangelischen Pfarrgemeinden künftig auch gleichgeschlechtliche Paare getraut werden. Das erklärte er in der KURIER-Serie „Warum eigentlich ...?“ auf SchauTV.
Fallen soll die Entscheidung an diesem Wochenende, nachdem das evangelische Kirchenparlament, die Synode, im Dezember in dieser Frage noch uneinig auseinandergegangen war. Deswegen wurden Stellungnahmen aus den Pfarrgemeinden eingeholt. Diese zeigen, wie kontroversiell das Thema diskutiert wird.
Kompromiss
Lars Müller-Marienburg: „Von den 170 Stellungnahmen, die eingelangt sind, sind 110 für eine Trauung für alle. Diese sagen teilweise leidenschaftlich und mit völliger Klarheit: Das muss auf jeden Fall kommen. Das ist theologisch richtig und entspricht unserem Kirchenbild. Auf der anderen Seite wurde mit der gleichen Leidenschaft und mit aller Kraft dagegen gevotet.“
Der mögliche Kompromiss könnte laut dem Superintendenten sein: „Das Verständnis der evangelischen Kirche in Sachen Ehe ist, dass sie zwischen Frau und Mann geschlossen wird, dass aber gleichgeschlechtliche Partnerschaften, die auf Treue, auf Verlässlichkeit und auf Dauer angelegt sind, eheanalog sind. In beiden Fällen gibt es Dank- und Segnungsgottesdienste. Bei Mann und Frau heißen diese Segnungsgottesdienste Trauung, bei gleichgeschlechtlichen Paaren heißt es Segnung.“
Er selbst würde so einen Kompromiss als „schmerzhaft“ bezeichnen, weil er „aus der Sicht der Lesben und Schwulen und aus meiner eigenen Sicht eben doch sagt: Ihr seid eben doch nicht ganz dabei und doch nicht ganz gleichwertig“.
Superintendent Lars Müller-Marienburg ist selbst homosexuell und hat sich auch immer öffentlich dazu bekannt. Auch bei seiner Wahl zum Superintendenten: „Das hat dort keine große Rolle gespielt.“ Manche hätten nicht mit Begeisterung reagiert. Aber: „Für die meisten anderen spielte es offenbar keine große Rolle, weil es für sie wichtiger ist, ob ich die Arbeit als Superintendent gut mache.“
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