„Holzbaron“ Tilly klagt Wörthersee-Initiative

Millionär im Clinch mit Naturfreunden. Er bezieht Aussagen gegen Verbauung auf umstrittene Residenz in Walterskirchen

Auf den Schlips getreten fühlt sich so mancher Reiche und Schöne vom Wörthersee. Viele Behördenwege und noch mehr Millionen Euro waren einst vonnöten, um Domizile mit Mauern, Zäunen, Büschen und Bäumen zu verbarrikadieren, damit von außen keinerlei neugierige Blicke auf die Liegenschaften möglich sind.

Plötzlich aber stören Initiativen wie „Wörthersee Lebenswert“ oder die „Mutbürger“ diese Ruhe und fordern ein Ende der Verbauung, freie Seezugänge für alle, ein Verkaufsverbot vom in öffentlicher Hand befindlichem Seegrund und den Rückkauf von Liegenschaften durch das Land. Besonders frech sind die Naturfreunde Kärnten, die den „Rückbau von Betonklötzen, die nicht im Einklang mit öffentlichen Interessen sind“, verlangen. Und der Rechtsstaat dürfe nicht mehr gebeugt werden.

Wie der KURIER erfuhr, haben all diese Begehrlichkeiten nun die Familie des millionenschweren Kärntner Holzindustriellen Hans Tilly auf den Plan gerufen. Der 81-Jährige fühlt sich wegen seiner umstrittenen Villa auf der Krumpendorfer Halbinsel Walterskirchen angesprochen. Im Jahr 2008 errichtete der Treibacher „ Holzbaron“ sein Millionen-Domizil mitten im Naturschutzgebiet. Eine Auflage, die alten Mauern eines Hofes in den Neubau zu integrieren, missachtete er. Die Behörde spricht von einem Schwarzbau und hat einen Wiederherstellungsbescheid erlassen, seitdem beschäftigt die Causa die Gerichte.

Die Naturfreunde Kärnten haben kürzlich in diversen Aussendungen ihren Forderungskatalog gegen die Seeverbauung vorgestellt, Hans Tilly wird namentlich nie genannt. Der Landesvorsitzende der Kärntner Naturfreunde, Philipp Liesnig, verwies jedoch am 28. August in einem Nebensatz auf das „traurige Beispiel der Villa Tilly in Krumpendorf. Versuchen, den Rechtsstaat zu beugen, ist mit aller Konsequenz zu begegnen“, hieß es da.

„Kein Widerruf“

Und ebenda hakt Tilly ein. Damit sei der Vorwurf der Rechtsbeugung gegeben, meint Tilly-Anwalt Wolfgang List und fordert von den Naturfreunden einen Widerruf derartiger Aussagen und die Unterlassung für die Zukunft. Ansonsten werde es Klagen hageln. Liesnig zum KURIER: „Es geht hier nicht um Hans Tilly als Person, sondern um die beteiligten Behörden, die mit Widmungen einen Beitrag zum Ist-Zustand geleistet haben. Wir lassen uns nicht mundtot machen.“ – „Jetzt klagen wir“, antwortet List. Und wenn man plötzlich den Behörden unterstelle, dass diese den Rechtsstaat beugen würden, werde man die Staatsanwaltschaft benachrichtigen.

Kontakte zu SP-Spitzen

Die Wogen am Wörthersee gehen wohl auch deshalb so hoch, weil sich die Politik bewegt, seit sich die Naturfreunde gegen die Seenverbauung stemmen. Das liegt daran, dass Liesnig als Klagenfurter Gemeinderat und Ex-Büroleiter von Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz sowie Landeshauptmann Peter Kaiser einen guten Draht zu den SPÖ-Spitzen hat. Ein Runder Tisch mit Initiativen bei Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) brachte rasch Ergebnisse.

Fellner will im Rahmen eines Neuerlasses des Raumordnungsgesetzes auf die Problematik eingehen. „Es ist denkbar, dass es zwingend Seen-Entwicklungskonzepte geben muss, bevor eine Widmung durchgeführt wird“, betont er.

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