„Hoamatgsang“: IG Autoren fordert neue OÖ-Landeshymne

Autor Franz Stelzhamer gilt als Antisemit des 19. Jahrhunderts. Landesregierung verteidigt die Hymne

Hoamatland, Hoamatland, die han i so gern. Wiar a Kinderl sein Muader, a Hünderl sein Herrn.

Diese Zeilen der oberösterreichischen Landeshymne sind der Interessensgemeinschaft (IG) Autoren aus zwei Gründen zuwider: Erstens, wegen des Autors Franz Stelzhamer. Zweitens, wegen des „unterwürfigen“ Textes. Nun fordert die IG Autoren eine „zeitgemäße“ Hymne.

„Hoamatgsang“: IG Autoren fordert neue OÖ-Landeshymne

Der Text vermittle laut der IG Autoren Unterwürfigkeit

Am 28. November 1952 erklärte der Landtag „Hoamatgsang“ zur offiziellen Landeshymne Oberösterreichs. Anlass dafür war der 150. Geburtstag des oberösterreichischen Dichters Franz Stelzhamer. Er hatte den Text verfasst.

Es ist einer von vielen Texten, die der Autor in seiner Lebenszeit von 1802 bis 1874 schrieb. Auch darunter: Das Kapitel „Jude“, das in einem seiner Bücher erschien.

„Das ist einer der schlimmsten antisemitischen Texte überhaupt“, sagt Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autoren. Laut Zeithistoriker Roman Sandgruber gab es viele Autoren, die Fehltritte begangen: „Stelzhamer war zwar in seiner Jugend Antisemit, wurde aber mit dem Alter milde.“

Dass Oberösterreich seine Hymne von einem Antisemiten hat, ist für die IG Autoren eine „unüberwindbare Hürde“. „Wenn man die Hymne singt, denkt man den Autor mit“, sagt Ruiss.

Hymne „harmlos“

Widerspruch kommt von der oberösterreichischen Landesregierung. „Kein Oberösterreicher verbindet unsere Landeshymne mit Antisemitismus. Es findet sich kein verwerfliches Wort in unserem „Hoamatgsang“, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

Sein Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) pflichtet ihm bei: „Viele Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts vertraten ein Weltbild, das nicht dem entspricht, wofür die moderne europäische Zivilisation heute steht.“ Die Gesellschaft müsse in der Lage sein, das Werk zu schätzen, den Autor nicht auszublenden und sich damit kritisch auseinanderzusetzen.

Ähnlich sehen das die Neos: Ein Diskurs sei wichtig, die Hymne an sich aber „harmlos“. Für den grünen Landtagsabgeordneten Gottfried Hirz ist es legitim, eine neue Hymne zu suchen.

„Jede Zeit hat ihre Hymne“, ist Ruiss von der IG Autoren jedenfalls überzeugt. Oberösterreich brauche eine, die die jetzigen Werte repräsentiere.

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