Hitlers vergessene Unterhosen

"Alexander Historical Auctions" versteigerte die Wäsche
Wäsche stammte aus Grazer Hotel und wird nun in den USA versteigert.

"Die Alternative wäre wegwerfen gewesen", überlegt Peter Florian. Vielleicht wäre es dem Seniorchef des renommierten Grazer Parkhotels mittlerweile lieber, sich so entschieden zu haben: Am Wochenende wurde bekannt, dass zwei Paar Unterhosen von Adolf Hitler in den USA versteigert werden - sie stammten aus dem Hotel. Hitler beziehungsweise sein Kammerdiener hat sie im April 1938 dort vergessen.

Erst vor wenigen Jahren hat Peter Florian überhaupt von der Existenz der mit A.H.-Monogramm versehenen Shorts erfahren. "Bis zum Tod meiner Mutter haben wir das alle nicht gewusst", schildert Florian im KURIER-Gespräch. "Bei der Wohnungsauflösung haben wir diese Hosen gefunden, daneben ein Zettel, auf dem stand, dass sie wahrscheinlich Hitler gehörten." Florian legte sie beiseite und erinnerte sich erst daran, als er von der Versteigerung ähnlich seltsamer Devotionalien hörte. "Da haben wir gedacht, warum nicht? Den Erlös können wir einem sozialen Zweck zuführen und so einen Schlussstrich unter diese dunkle Vergangenheit ziehen."

Schon seit Jahresanfang sind die Unterhosen im Auktionshaus. Notiz davon nahm lange niemand. Da die Versteigerung Mitte dieser Woche geplant ist, dürfte das Auktionshaus "Alexander Historical Auctions" im US-Bundesstaat Maryland Werbung gemacht haben, denn plötzlich sprangen internationale Medien auf die Wäsche des Nazi-Führers auf. Einen Rufpreis von 4000 bis 5000 US-Dollar gibt das Auktionshaus an und erwähnt, dass die Hosen doch "überraschend groß" seien. Nachweis, dass sie tatsächlich aus Hitlers Besitz stammen, gibt es keinen, aber die Zeit passt: In der Nacht vom 3. auf 4. April 1938 war er nachweislich im Parkhotel.

Neu sind bizarre Auktionen dieser Art nicht: 2016 brachte Hermann Görings Unterhose in München 3000 Euro und jene Eva Brauns in Großbritannien 3250 Euro. Unverständnis löst derlei bei Wissenschaftern aus. "Völlig absurd", kommentiert Oliver Rathkolb, Leiter des Instituts für Zeitgeschichte der Uni Wien. "Aber leider ein Spiegelbild der hemmungslosen Boulevardisierung und Kommerzialisierung von Hobby-Zeitgeschichte."

Peter Florian wünscht sich ein gutes Ende der Debatte. "Wenn das verkauft wird, geht das Geld an soziale Zwecke. Wenn nicht, nehm’ ich das Zeug sicher nimmer zurück."

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