Kostenlos waschen
„Wir wollten unser Portfolio erweitern“, erklärt Projektleiter Patrick Hackl, bevor er mit einer App auf seinem Mobiltelefon dem Waschautomaten signalisiert, dass nun ein schmutziges Stadtrad Extra-Behandlung (Kurzprogramm 2,5 Minuten; Langprogramm 4,5 Minuten) benötigt.
Noch bis 22. Dezember können Radfahrende die Hightech-Anlage kostenlos testen. „Dieses Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist perfekt“, freut sich Markus Eckelt, Forscher und Lehrer am Technikum Wien. In der Tat wurde auch die App von einem österreichischen Unternehmen (mit dem klingenden Namen Juhuu) entwickelt.
Patrick Eckelt und Studierende erheben nun, „wie die Anlage von Benützern angenommen wird, und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt“.
Wenn man ein Haar in der Suppe finden möchte, dann vielleicht jenes: Das über die App hergestellte „Sesam, öffne Dich“ der Türen dürfte sich noch etwas schneller vollziehen. Aber dieser Hinweis geht jetzt schon fast in Richtung klassische Wiener Raunzerei.
Fix ist hingegen, dass die Bedienungsanleitung Neuankömmlinge ebenso wie digitale Antitalente zunächst einmal vor gröbere Herausforderungen stellt.
Waschen beobachten
Die Info, dass der Radfahrer nicht auf seinem Rad in die Waschstraße einfahren darf, ist nicht nötig. Er würde nicht in die Box passen. Die bewegliche Rampe wird aus der Box gezogen, das Rad darauf geschoben und die Rampe mit Rad zurück in die Waschanlage.
Nach dem Schließen der Glastüren kann man wie durchs Bullauge einer Waschmaschine den Waschvorgang verfolgen. Zarte Bürsten, die an die Bürsten in Autowaschstraßen erinnern, gehen sofort ans Werk und werden dabei von einem Gemisch aus Wasser und Reinigungsmittel unterstützt.
Mit Hochdruck werden nur die Laufräder, die Reifen und Felgen gewaschen. Die sensibleren Teile des Fahrrads wie Kette, Schaltung und Pedale werden indes während des Hauptwaschgangs mit Niederdruck und den rotierenden Bürsten traktiert.
Das neue System ist auch für Radverleiher interessant. Wenn an jedem Abend zig Mountainbikes vom Schmutz befreit werden müssen, würde sich hier die Investition von rund 60.000 Euro pro Anlage schnell rentieren. Doch auch Kommunen könnten Interesse haben. Radfahren auf einem sauberen Rad ist nicht nur komfortabler und lässiger, sondern auch sicherer, weil Schmutz die Verschleißteile angreifen kann.
Stolz ist Patrick Hackl vom Anlagenentwickler auch auf den ökologischen Aspekt seines neuen Angebots: „Das Wasser läuft im Kreislauf und kann gefiltert wiederverwendet werden. Das System ist geschlossen, dadurch wird auch die Umwelt nicht verschmutzt.“
Die Handy-App meldet dem nur kurz wartenden Radfahrer das Ende des Waschvorgangs. Er schiebt dann nach wenigen Minuten Zwischenstopp sein wieder sauberes Radl aus der Waschstraße, verriegelt diese noch und saust weiter.
Wienweit waschen
Für Markus Eckelt steht schon vor Abschluss der Studie fest, dass diese Waschanlage Zukunft hat. Er hofft auch, dass Gespräche mit der Stadt Wien im kommenden Jahr zur Ausweitung des Angebots führen.
Auf einem blitzblanken Fahrrad fällt offenbar auch das Träumen leichter. Eine Vision taucht auf: In jedem Bezirk, in allen neuen klimafitten Grätzeln gibt’s bald eine öffentliche Gratis-Waschstraße für Radler.
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