„Das auch noch“, dürften sich besonders Sensible gedacht haben. Denn seit bekannt wurde, dass sich in den kommenden Wochen ein hellerer
Komet der Sonne und Erde nähert, geht es in den sozialen Medien mit den Fantasien durch.
Beim Kometen mit der Bezeichnung C/2019 Y4 Atlas dürften einige etwas falsch verstanden haben. Das „C“ am Anfang steht nicht für Corona, sondern ist eine unter Astronomen gängige Bezeichnung für Kometen, die zum ersten Mal beobachtet werden. Mit „Atlas“ ist weder das Gebirge in
Nordafrika noch der Titan aus der griechischen Mythologie, sondern „nur“ ein US-Himmelsüberwachungsprogramm gemeint. Auch wenn im Netz zu diesem Schweifstern die absurdesten Begriffe – wie „Covid-19-Komet“ grassieren, sind die Fakten klar. Weder kommt der Schweifstern der Erde gefährlich nahe, noch hat er was mit dem Virus zu tun.
Was Atlas im besten Fall tut, ist in den Tagen um den 15. Mai als hellerer Schweifstern über dem Nordhimmel zu leuchten. Für die Hobbyastronomen wäre das ein Leckerbissen. Denn in
Österreich war seit den 1990er-Jahren kein wirklich heller Komet mit dem freien Auge leicht sichtbar.
Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zu diesem Himmelsobjekt.
Wie groß ist er?
Im britischen Boulevard stand zuletzt, Atlas sei fünf Mal so groß wie der Riesenplanet Jupiter. Wie bei den meisten Kometen ist sein Kern aber nur einige Kilometer groß.
Wie hell wird der Komet?
Nach einem rasanten Helligkeitsanstieg im März war er zuletzt im Feldstecher sichtbar. Und es kursierten Prognosen, wonach der Schweifstern im Mai heller als die Venus, ja sogar wie der Vollmond am Himmel leuchten soll. Eine maßlose Übertreibung. Die letzten Beobachtungen besagen, dass der Komet im günstigsten Fall wie ein hellerer Sterne mit Schweif aussehen wird.
Wo muss ich hinschauen?
Um den 15. Mai findet man ihn zum Ende der Abenddämmerung zwischen den Sternbildern Fuhrmann und Perseus (siehe Grafik).
Wo sollte ich beobachten?
Da es sich bei Kometen um diffus leuchtende Himmelskörper handelt, sollte man einen Platz fernab von Straßenbeleuchtungen aufsuchen. Perfekt sind Plätze im Gebirge.
Darf ich wegen des Coronavirus den Kometen im öffentlichen Raum beobachten?
Zum Sternderl schauen findet sich in den Ausgangsbeschränkungen der
Bundesregierung kein Hinweis.
Bieten Sternwarten oder Astrovereine Führungen an?
Aktuell steht in ganz Österreich das astronomische Geschehen still. Gruppenbeobachtungen fallen definitiv unter die aktuellen Beschränkungen.
Sind Kometen ein harmloses Naturschauspiel?
In der Regel ja. Nur wenn sie die Erde treffen, wird es gefährlich. Vor 65 Millionen Jahren löschte ein Komet oder Kleinplanet die Dinosaurier aus.
Kometen und die Apokalypse, wo kommt das her?
In früherer Zeiten tauchten Kometen für Menschen urplötzlich am Himmel auf. Weil sie sich das nicht erklären konnten, wurden sie als unheilbringende Boten angesehen. Vor 110 Jahren sorgte die Wissenschaft für eine Massenpanik, als es hieß, die Erde werde durch den mit Blausäure durchsetzten Schweif des Halleyschen Kometen ziehen. Wir haben es trotzdem gut überstanden.
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