HCB-Sammelklage: Anwalt zieht Plan zurück

Die Bevölkerung muss weiter mit stark erhöhten HCB-Werten leben
Umweltskandal im Görtschitztal: Hohe Belastung in Böden entdeckt, Land Kärnten überprüft Daten.

Die vom Wiener Rechtsanwalt Wolfgang List im Zuge des Hexachlorbenzol-Umweltskandals seit Monaten angekündigte 150-Millionen-Euro-Schadenersatzklage wird nun doch nicht eingereicht.

Der Jurist, der Hunderte Menschen aus dem Kärntner Görtschitztal vertritt, wollte in Form einer Massenklage gegen die Wietersdorfer & Peggauer Zement GmbH (w&p), die Donau Chemie AG sowie gegen die Republik Österreich prozessieren. Seine Meinungsänderung begründet er jetzt mit der Tatsache, dass der juristische Streit Jahre dauern könnte und das Prozessrisiko bei einer Sammelklage zu hoch wäre. "Außerdem können wir mit Einzelklagen besser auf aktuelle Entwicklungen reagieren", sagt List. Das Görtschitztal sei nämlich nicht – wie von Land Kärnten verlautbart – frei von HCB und anderen Schadstoffen.

"Wir reichen in zehn Tagen Einzelklagen von Waldbesitzern ein, es folgen Prozesse, in denen es um die Entwertung von Böden und Einschränkungen in der Landwirtschaft geht. Was Schadenersatzforderungen aufgrund der gesundheitlichen Belastungen betrifft, dürfte es Massenklagen geben, aber die Folgen der HCB-Emissionen sind nicht abschätzbar", betont List.

Der von ihm beauftragte Zivilingenieur für technische Chemie, Kurt Scheidl, präsentierte am Montag Detailergebnisse zu Bodenproben, die im Juli im Tal entnommen wurden. Dabei wurden Werte bis zu 74,47 Mikrogramm (µg) HCB pro Kilo Trockenmasse auf einer Wiese in Brückl gefunden. Das Land Kärnten hat den Referenzwert für HCB im Boden auf 2,5 Mikrogramm festgelegt.

Chrom VI

Weiters soll von w&p seit 2008 giftige Bypass-Asche aus der Zementproduktion auf Wegen im Görtschitztal verwertet worden sein. Die Chrom-VI-Grenzwerte würden dort um das Fünffache überschritten, erklärt Scheidl. w&p betont, man habe alle rechtlichen Erfordernisse eingehalten.

Das will das Land Kärnten zumindest hinterfragen. "Sachverständige werden die neu aufgezeigten HCB-Werte und die Einhaltung des Feststellungsbescheides zur Verwertung der Asche überprüfen, heißt es aus dem Büro von Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne).

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