Haubenkoch droht Lokalverbot
"Österreichs Koch des Jahres 2018" ist laut dem vor zwei Wochen erschienenen deutschen Großer Restaurant und Hotel Guide der Wahl-Kärntner Hubert Wallner. Ob der 41-Jährige nächstes Jahr aber in seinem Drei-Hauben-Seerestaurant in Bad Saag am Wörthersee überhaupt noch Spezialitäten wie Reinanke, Flusskrebse oder Fleisch aus eigener Zucht zubereiten darf, ist mehr als fraglich. Rund um den Gourmet-Tempel kochen nämlich zwei Streitparteien ihre eigenen Süppchen. Wallner droht auf der Strecke zu bleiben – und mit ihm Kärntens bestes Restaurant.
Die "Zutaten" zum skurrilen Streit: Robert Glock, Sohn des bekannten Waffenproduzenten Gaston, pachtete im Jahr 2010 von der dem Land Kärnten unterstellten Seenimmobiliengesellschaft SIG das 1,1 Hektar große, öffentlich zugängliche Bad in Techelsberg samt Beachklub und Restaurant. Die Jahrespacht ist alles andere als geschmalzen: 20.000 Euro.
Das gesamte Areal war laut Glock aber auch eine "Gstättn", er habe 2,4 Millionen Euro investiert, weil mündlich vereinbart worden sei, dass der acht Jahre laufende Vertrag dann um weitere acht Jahre verlängert werde. Wallner plante ebenfalls längerfristig, wurde Glocks Subpächter, steckte 800.000 Euro ins Lokal, nannte es "Saag ja" und setzte dem Haus drei Hauben auf.
Gepfefferte Pacht
Die SIG hat Glock allerdings kürzlich einen sogenannten "Übergabeauftrag" zugestellt. Soll heißen: er muss das Areal bis 14. März 2018 räumen. Parallel dazu wurde ein neuer Pachtvertrag für drei Jahre ausgeschrieben. Mit angemessener, also gepfefferter, Pacht.
"Diese Ausschreibung ist für die Fisch’", sagt Glock-Anwalt Alexander Todor-Kostic. Beihilfenrechtlich sei es nicht möglich gewesen, den Vertrag auf 16 Jahre abzuschließen. "Aber wir haben Korrespondenz, um unsere Option zu beweisen. Der Pachtvertrag ist aufrecht, wir haben die Räumung bei Gericht angefochten."
"Nein, es gibt keine derartige Vereinbarung und keine Option. Wenn Glock die hätte, würde er sie ja vorlegen", entgegnet Reinhard Zechner, Geschäftsführer der SIG. Es gebe auch bereits mehrere Bewerber für Bad Saag. "Interessante Alternativen", stichelt Zechner.
Er ist mit Glock und Todor-Kostic im Dauerclinch. Die SIG hatte Glock bereits 2015 eine Räumungsklage wegen einer angeblich nicht sanierten Ufermauer zugestellt, diese wurde aber kürzlich vom Bezirksgericht Klagenfurt abgewiesen.
38 Mitarbeiter
Wallner kocht indes vor Zorn und sah sich angesichts der eskalierenden Lage gezwungen, auch eine Bewerbung als alleiniger Pächter abzugeben. "Ich hatte mich auf acht weitere Jahre als Glocks Subpächter eingestellt und werde nun in diesem sinnlosen Streit aufgerieben. Hier wurde mit harter Arbeit ein über die Landesgrenzen hinaus renommiertes Restaurant aufgebaut. Ich kann einen Pressespiegel mit 4000 positiven Artikeln vorweisen, beschäftige 38 Mitarbeiter, die brav ihre Steuern zahlen. Es ist traurig, dass die Politik kein Machtwort spricht", ist Wallner erzürnt.
Gemeinsam mit einem Investor wolle er am Areal um zehn Millionen Euro ein Hotel mit 16 Zimmern errichten, erklärt der Niederösterreicher. "Keine Appartements, sondern ein Viersterne-Haus mit leistbaren Preisen und Ganzjahres-Betrieb, das Bad bliebe weiter öffentlich".
"Räume alles leer"
Aber der Spitzenkoch ist auch für den Fall vorbereitet, dass die Posse für ihn negativ endet. Ab 2019 sehe er Alternativen, Restaurants bei Klagenfurt bzw. Pörtschach zu eröffnen; auch aus Wien und Niederösterreich hätte er Angebote. Bad Saag würde nicht nur den Namen – Wallner hat sich "Saag ja" schützen lassen – und die Hauben verlieren. "Ich nehme raus, was ich reingestellt habe. Dann gibt es keine Küche mehr, keine Theke, keine Terrasse, keine Marina, der Nachfolger stünde vor einem leeren Gebäude", verspricht Wallner.
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