32 Häftlinge befragt: So ticken Einbrecher in Österreich

Es ist eine durchaus ungewöhnliche Studie, die am Dienstag vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) gemeinsam mit dem Institut für Konfliktforschung präsentiert wurde. In sieben Justizanstalten wurden 32 Einbrecher zu deren Motiven und Vorgangsweisen befragt – um daraus Präventivmaßnahmen abzuleiten.
„Im Zuge der Befragungen haben sich drei Tätergruppen herauskristallisiert: professionelle Täter, Gelegenheitstäter, die sich in finanzieller Notlage befinden und Milieutäter“, erklärte Armin Kaltenegger, Leiter des Eigentumschutzes beim KFV. Bei Milieutätern handle es sich etwa um Personen, die Spielschulden anhäufen und in ihrem sozialen Milieu einbrechen gehen, um sich so ihr Geld von den Schuldnern zurückholen.
Keine Prunkvillen
Trotz unterschiedlicher Vorgangsweisen haben die drei Tätergruppen eines gemeinsam: Die meisten bevorzugen Gebäude mit geringem mechanischem Widerstand – und nicht etwa besonders prachtvolle Häuser. Wohlhabendere Menschen leben zwar häufig in größeren Objekten, diese sind jedoch in der Regel auch deutlich besser gesichert. Besonders attraktiv erscheinen den Tätern daher Altbauten mit veralteten Schließsystemen, doppelflügeligen Türen oder ungesicherten Fenstern, ging aus der Studie hervor. Auch die Lage des Wohnobjekts spielt eine Rolle: Keine Sackgassen, eine Wohnung im Erdgeschoss oder auch die Nähe zu Autobahnen erhöhen die Attraktivität.
176 Einbrüche pro Tag
Ein Trend, der sich immer mehr abzeichnet, sind die gestiegenen Einbrüche in unbewohnte Objekte. „Während die Einbrüche in den Wohnungen im letzten Jahr um zehn Prozent zurückgegangen sind, steigen sie in Kellerabteile oder Garagen an“, so Kaltenegger. 2024 wurde laut KFV in Österreich pro Tag durchschnittlich 176 Mal eingebrochen.
Meist werden die Täter am Vormittag aktiv, wenn Wohnungen leer stehen. Die Informationen über Gebäude holen sie sich hauptsächlich digital. Der Aufwand dafür variiert stark: „Zu den Taktiken gehören die Beobachtung der Zielobjekte über Tage hinweg, das Testen von Alarmanlagen durch Fake-Versuche oder das Schauen von Youtube-Tutorials zum Schlösserknacken“, heißt es bei dem Pressetermin.
Zerrüttete Kindheit und Drogensucht
Auch die Interviewpartner aus den sieben Justizanstalten griffen auf einige dieser Praktiken zurück. „Die Einbrecher haben ganz unterschiedlich über ihre Taten erzählt. Einer hat etwa geprahlt, eine andere hat mir erzählt, dass die Einbrüche mit ihrer zerrütteten Kindheit und einer Drogensucht zusammenhängen“, schilderte Günter Stummvoll, Projektleiter am Institut für Konfliktforschung.
Das KFV hat mehrere Lektionen aus den Interviews abgeleitet: Alarmanlagen aktivieren, auch wenn man zuhause ist, Licht mit Zeitschaltuhren steuern, Briefkästen täglich leeren, auch im Urlaub durch eine Vertrauensperson. Vorhänge sollten tagsüber nicht dauerhaft geschlossen sein. Fenster und Balkontüren sollten auch bei kurzer Abwesenheit geschlossen werden, Kellerabteile sollte man blickdicht und versperrt halten. „Und sollte man doch einmal einem Einbrecher direkt begegnen, auf keinen Fall attackieren, sondern selbst die Flucht antreten“, so der KFV-Jurist.
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