Häftling tötete den Vater seiner Ex

Häftling tötete den Vater seiner Ex
Der Verdächtige war aus der Haft getürmt. Er wurde festgenommen. Motiv: Ein Streit über die Tochter des Opfers dürfte eskaliert sein.

Christian F., 37, seilte sich am Sonntag gegen 11.35 Uhr aus einem Fenster aus der Justizanstalt Simmering ab. Sein Ausbruchsplan war sorgfältig durchdacht. Der 37-jährige mehrfach Vorbestrafte hatte sich in die Küche des Gefängnisses versetzen lassen. F. war erst im März in Eisenstadt wegen Drogenhandels verurteilt worden. Vier Jahre hätte er absitzen müssen. Von der Anstaltsküche gelangte er in den Bereich "gelockerter Vollzug". Dort ließ er sich aus dem zweiten Stock rund zwölf Meter hinunter. Das Seil hatte er eigenhändig aus Tischtüchern geknüpft.

"Er war bisher ein unauffälliger Insasse. Wir haben sofort eine Fahndung ein­geleitet", sagt Erich Huber-Günsthofer von der Vollzugsdirektion.

Der Flüchtige tauchte unter, traf anschließend das spätere Opfer Franz V., 72, den Vater seiner Ex-Freundin. Sie kannten einander gut: Der 37-Jährige hat mit V.s 20-jähriger Tochter Franziska Z. ein Kind. Sie zogen sich in der Webgasse 22 in Mariahilf in eine Wohnung zurück, die zumeist von V. bewohnt wurde. Zwischen den beiden Männern eskalierte ein Streit­gespräch. Der 37-Jährige dürfte mehrmals auf V. eingestochen haben. "Es könnten Stichwunden oder kleinkalibrige Schusswunden sein", sagt Polizeipressesprecher Thomas Keiblinger. Die genaue Todesursache wird ein Gerichtsmediziner klären.

Der 37-Jährige nahm V. noch sein Handy und Geld ab. Danach setzte er sich mit dem Auto des Opfers ab. Angeblich fuhr er mit dem VW Touran nach Tschechien.

Am Telefon gestand er seiner Ex-Partnerin die Tat. Die Steirerin alarmierte gegen 3 Uhr Früh die Polizei. Eine halbe Stunde später fanden Polizisten die Leiche. F.s Flucht endete in Wien. Ermittler hatten längst das gestohlene Handy geortet. An der Kreuzung der Neu­lerchenfelder Straße mit dem Gürtel warteten gegen 9 Uhr bereits Cobra-Beamte auf ihn. Bei seiner Fest­nahme war F. betrunken.

"Im Affekt zugestochen"

Das Motiv dürfte geklärt sein. F. soll von der Familie des Opfers geschmäht worden sein. Anders gesagt: Er war nicht der Wunschschwiegersohn. Gründe dafür gab es zuhauf. Dreizehn Vorstrafen, etwa wegen Drogenbesitzes oder Raubes, hat er auf dem Kerbholz. Auch die Tochter stand zuletzt mit F. vor Gericht, fasste aber nur eine bedingte Haftstrafe aus. "Er hat vielleicht den Vater dafür mitverantwortlich gemacht, dass die Beziehung vorbei ist", sagt sein Wiener Anwalt Nikolaus Rast, der kurz nach der Verhaftung mit F. telefonierte hat. Rast: "Er hat im Zuge eines Streits im Affekt zugestochen." Der Mordverdächtige ist laut Polizei geständig. In der Justizanstalt Simmering wurden indes die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt.

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