Gutachterstreit bei HCB-Prozessauftakt
Die vom Hexachlorbenzol-Umweltskandal betroffenen Menschen aus dem Görtschitztal ziehen nun vor Gericht. Zum Auftakt der insgesamt 100 Millionen Euro schweren Schadensersatz-Prozesslawine fordert ein Waldbesitzer 927.000 Euro.
Beschuldigt werden das "w&p"-Zementwerk und die Donau Chemie als mögliche Verursacher der HCB-Emissionen sowie die Republik Österreich als Haftungsträgerin für den Kärntner Landeshauptmann. Die Beteiligten wiesen die Vorwürfe, sie hätten den Blaukalk nicht ordnungsgemäß verbrannt, registriert bzw. die Abläufe kontrolliert, am Dienstag am Landesgericht Klagenfurt zurück.
Anwalt Wolfgang List, der den Waldbesitzer vertritt, behauptet, durch HCB seien Pilze, Wurzeln und Mikroorganismen beeinträchtigt worden. "Untersuchungen eines Experten haben hohe HCB-Belastungen ergeben", betonte List, der auf ein Sachverständigengutachten verweist und Bodenwertminderungen um 25 Prozent sowie Zuwachsverluste geltend macht. "w&p" konterte mit einem anderen Gutachter: der kommt zu niedrigeren HCB-Messwerten und zum Schluss, dass Zuwachsverluste auf natürliche Gründe zurückzuführen seien. Diese Punkte sollen nun gerichtlich beeidete Gutachter klären.
Weitere HCB-Schadenersatzprozesse sind in der Warteschleife: Ein zweiter Waldbesitzer fordert 1,6 Millionen Euro, ein Dutzend Personen wird sogenannte "Schockschäden" wegen psychischer Belastung in Höhe von jeweils 8000 Euro einklagen. Und in einer weiteren Klags-Tranche werden Werteverluste in der Höhe von 128.000 Euro an Liegenschaften von elf Betroffenen geltend gemacht. Mögliche Schädigungen durch HCB im Blut der Görtschitztaler werden im Zuge von Feststellungsbegehren abgehandelt.
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