Gut Aiderbichl: Ein "Notgroschen" für die Tiere

Viebig soll Aufhauser (li.) sein Vermögen für Tierschutz hinterlassen haben
Prozess-Auftakt um herausgelockte Erbschaften, Ex-Gutsverwalter angeklagt.

Ob es die berühmt gewordene Kuh Yvonne ist, die vor der geplanten Schlachtung getürmt war und auf dem Gnadenhof Asyl gefunden hat oder Fiona Pacifico Griffini-Grasser mit ihrem großen Herz für die Tiere: Hinter Gut Aiderbichl stehen viele prominente Namen.

Doch seit gut eineinhalb Jahren ist das saubere Image der aufopfernden Tierliebe durch unschöne Betrugsvorwürfe getrübt: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Aiderbichl-Gründer Michael Aufhauser, seinen Geschäftsführer Dieter E. und zwei weitere Mitarbeiter. Es geht um den Verdacht, für den Tierschutz überlassene Erbschaften und Spenden in Millionenhöhe erschlichen bzw. widmungswidrig verwendet zu haben.

Erpressungsversuch

Für Kanonendonner vor dem ersten Strafprozess sorgte nun eine Anzeige von Aufhauser-Verteidiger Rudolf Mayer: Ein Pfleger des schwer kranken Aiderbichl-Paten soll versucht haben, diesen mit kompromittierenden Fotos zu erpressen.

Die Ermittlungen gegen die Aiderbichl-Betreiber rund um testamentarische Verfügungen wurden durch den Tod eines wohlhabenden deutsch-kanadischen Tierfreundes am 12. November 2011 ausgelöst. Gerd Viebig vermachte sein Vermögen von rund sieben Millionen Euro dem Gut Aiderbichl. Dem Bruder des Verstorbenen kam das nicht ganz koscher vor, er erstattete Anzeige. Bei ersten Erhebungen stellte sich heraus, dass ein beträchtlicher Teil der auf diverse Konten verteilten Millionen bereits zu Viebigs Lebzeiten abgezweigt worden war. Und zwar mutmaßlich vom damaligen Gutsverwalter Günther S. und dessen Schwester Karin K. Die beiden sollen den betagten Viebig, der den Überblick über seine Gelder verloren hatte, um rund eine Million Euro erleichtert haben. So jubelten sie dem damals 87-Jährigen laut Anklage einen auf zehn Jahre abgeschlossenen Erlebens-Versicherungsvertrag unter, bei dessen Einlösung er 97 Jahre alt hätte werden müssen und sicherten sich selbst die Auszahlung im Fall seines Ablebens zu.

Auch seinen "sogenannten Notgroschen" (Zitat aus der Anklageschrift) gab Viebig ahnungslos hin, indem er – ohne sich bewusst zu sein – den Gutsverwalter ermächtigte, die Geldanlagen "nach seinem Ermessen privat oder auch als Soforthilfe für Tiere" zu verwenden. In abgehörten Telefonaten sprach die Schwester des von Manfred Ainedter verteidigten Hauptangeklagten davon, man habe Viebig "hingehalten".

Doppelrolle

Am 4. Oktober startet der Betrugsprozess gegen das Geschwisterpaar in Ried im Innkreis. Wobei das Gut Aiderbichl, das sich in dem Verfahren als Privatbeteiligter angeschlossen hat, in eine Doppelrolle gerät: Ein Mal als Geschädigter, weil Viebig angeblich seine gesamte Hinterlassenschaft dem Tierschutz widmen wollte und der gefeuerte Gutsverwalter S. und dessen Schwester dieses Vermögen laut Anklage geschmälert haben. Und ein Mal in Person von Michael Aufhauser und Geschäftsführer Dieter E. als Beschuldigte, weil der Verdacht besteht, die Herren könnten Viebig und anderen Spendern ihre Vermögen abgeluchst haben.

Der Anwalt von Dieter E., Martin Nemec, sagt gegenüber dem KURIER dazu: "Verwandte sehen sich um ihr Erbe gebracht, weil die Verstorbenen ihr Vermögen den Tierchen gegeben haben. Wir konnten aber in schriftlichen Eingaben alles aufklären." Eine Einvernahme von Dieter E. gab es bislang nicht. Er wird aber beim Prozess als Zeuge einvernommen und sich auch im Hinblick auf das laufende Verfahren gegen sich selbst nicht zur Gänze der Aussage entschlagen können.

Gar keine Aussage mehr wird man wahrscheinlich von Michael Aufhauser bekommen. Der 64-Jährige ist nach einem Aorta-Aneurysma und einem Schlaganfall vernehmungs- und verhandlungsunfähig.

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