GTI: Zwischen Qualm und Qualität

Beim Gummi-Gummi-Geben wird nachgeholfen - dann stinkt und qualmt es
PS-Rowdys treffen auf gemäßigte Auto-Freaks/Neues Party-Verhalten der Community an den Hotspots.

Schauplatz Turbokurve bei Camping Arneitz am Faaker See: Mit qualmenden Reifen gibt ein Deutscher Gas, Tausende Schaulustige johlen – denn Heldenstatus erreichen nur jene Piloten, die am Schnellsten beschleunigen.

Schauplatz Selpritsch bei Velden: Ein Steirer verursacht Fehlzündungen in Serie, das Krachen wird von den Beifallskundgebungen der Masse übertroffen.

Schauplatz Keutschach: Männer heben einen Pkw an, damit dieser ordentlich Gummi-Gummi geben kann.

Schauplatz Reifnitz am Wörthersee: Es staut sich durch den Ort, PS-Fans sitzen gelangweilt am Straßenrand.

Diese Eindrücke von Freitag zeigen, dass sich die Tuning-Fans im Gegensatz zu den vergangenen Jahren zwischen Velden und Faaker See austoben, während Reifnitz als Haupt-Veranstaltungsort der "Auto-News" im Vorfeld nur wenig Action bietet.

An diesem Wochenende trifft das Vortreffen auf das Haupttreffen, sind die Fans der Aufwärmrunden noch in Kärnten, während die als gemäßigter geltenden "Auto-News"-Besucher schon eingetroffen sind. Aber sind die einen wirklich GTI-Rowdys, die anderen die Gesitteten?

Katz und Maus

"Das Haupttreffen setzt jetzt mehr auf Tracht, Neuheiten-Schau und Autocorso. Wir wollen aber Fun. Das ist nur bei Vortreffen möglich", beschreibt Patrick Solbauer aus Melk die Lage. "Wenn du Gas geben willst, geht das nur im Vorfeld. Die Polizei ist nicht so präsent und wir gewinnen das Katz-und-Maus-Spiel", sagt Melanie T. aus Spittal.

Das freut die Kiebitze. "In der Turbokurve spielt sich immer etwas ab", wissen Johann Klaus und Steven Rackensberger aus Frankfurt, die mit Klappstühlen am Dach ihres Busses sitzen. "Wir waren ein Mal beim Haupttreffen und drei Mal bei Vortreffen. Kein Vergleich, außerdem sind jetzt alle Plätze gratis zugänglich", erklären Christoph Pedit und Matthias Scheiber aus Imst.

Auch Gäste, die es ruhiger angehen, sind bereits eingetrudelt. "Ich hab vom Wirbel letzte Woche in Keutschach gehört (100 Besucher hinderten auf der Landesstraße ein Polizeifahrzeug am Einsatz, Anm.) Die besoffenen Geschichten brauchen wir nicht", beteuern Carina Pichler und Daniel Bauer aus Bad Zell (OÖ). "Auch wir sind auf der ruhigen Seite", erklären Bernd und Natascha Schönbacher aus Gratkorn, die mit Tochter Dana nach Reifnitz kamen.

100.000 als Ziel

Der zuständige Bürgermeister aus Maria Wörth, Markus Perdacher (ÖVP), wird bald wissen, ob er vergangenes Jahr aufs richtige Pferd gesetzt hat, indem er dem Ballermann mit Alkohol- und Lärmpegel-Einschränkungen einen Riegel vorgeschoben hat. 105.000 Besucher wurden 2016 gezählt. "100.000 ist mein Ziel heuer. Sind es weniger, ist es egal. Hauptsache keine Exzesse", betont Perdacher.

Die Kärntner Behörden haben am Freitag ein hartes Vorgehen gegen randalierende Besucher des GTI-Treffens angekündigt. Im Hauptveranstaltungsort Reifnitz werden Maßnahmen zur Terror-Abwehr getroffen.
Seit Wochen verstärkt die Kärntner Polizei aufgrund der zahlreichen und unorganisierten Vortreffen ihre Präsenz im Kärntner Zentralraum. Laut Pressesprecher Michael Masaniger wird der Personalstand an diesem Wochenende außerplanmäßig noch einmal mit Kärntner Beamten aufgestockt. Zeitgleich kündigt Philipp Glanzer, stellvertretender Polizeikommandant des Bezirks Klagenfurt Land, ein hartes Durchgreifen bei Organstrafverfügungen und Kennzeichenabnahmen an.
Kärntens Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) fordert, dass Randalierer auch festgenommen werden. „Wir haben da ein Klientel, das durchaus vergleichbar ist mit Fans bestimmter Fußballklubs: mit Hooligans. Das kann so weit gehen, dass wir sie einsperren. So ist das Leben, wir haben einen Rechtsstaat“, sagt Holub. Und man müsse in Zeiten, in denen Autos als Waffen eingesetzt würden, überlegen, ob solche Treffen sinnvoll seien.
Die Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt Land hat heuer in Reifnitz auch spezielle Vorkehrungen zur Terror-Abwehr getroffen. „Besonders Lkw werden genau kontrolliert. Außerdem werden Beton-Elemente so platziert, dass man etwa einen Anschlag mit einem Lkw, wie in Nizza, verhindern kann“, sagt Behördenleiter Johannes Leitner.

Kommentare