Gruber-Doberer: „Es gibt immer weniger Milchbauern“

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Steigende Kosten, weniger Einnahmen und kaum Nachfolger. Die Zahl der Landwirte nimmt von Jahr zu Jahr ab. Gruber-Doberer fordert ein Umdenken

Als Geschäftsführer der Milchgenossenschaft NÖ und als Landwirt weiß Leopold Gruber-Doberer, wie es um die heimischen Milchbauern steht. Die Situation sei nicht rosig, wie er im Interview im KURIER Pop-up-Studio im Palais Freiluft in Wien erklärt. Er fordert ein Umdenken, vor allem auch bei den Konsumenten.

„Tatsache ist, dass wir von Jahr zu Jahr um die drei bis vier Prozent der Milchbauern verlieren. Das muss jeder wissen, der sich wegen höherer Preise beschwert. Die Milchbauern sperren nicht zu, weil sie nicht mehr wollen, sondern weil es einfach wirtschaftlich nicht mehr interessant ist und weil keine Nachfolger zu finden sind“, sagt Gruber-Doberer. Und: „Wir reden hier von einer der wichtigsten Branchen, nämlich der Lebensmittelerzeugung. Da muss jeder Konsument wissen, dass er mit seinem Griff ins Regal entscheidet, wie seine Region in Zukunft aussieht.“

KURIER Talk Leopold Gruber-Doberer

Im Regal kostet ein Liter Milch durchschnittlich zwischen 1,30 bis 1,50 Euro, die Bauern erhalten dafür vom Handel 0,47 Euro. Für Gruber-Doberer wird die Milch aber noch zu billig verkauft. „Wir müssen den Konsumenten klarmachen, dass die Entwicklung des Wohlstands in den vergangenen Jahrzehnten darauf aufgebaut worden ist, dass wir billige Energie und damit zusammenhängend billige Lebensmittel zur Verfügung haben.“ Das habe die produzierende Landwirtschaft getroffen.

Klar ist für ihn, dass die Politik wegen der stark gestiegenen Produktionspreise der Landwirtschaft helfen muss. Gruber-Doberer verweist darauf, dass beim Kostenersatz für die höheren Treibstoffpreise endlich etwas passieren müsse. „Wir brauchen Unterstützung bei so massiv gestiegenen Kosten. Wenn wir es ernst meinen mit der Bauernschaft, dann wird die Politik handeln müssen. Da geht es nicht um Geschenke, da geht es nicht um Almosen, da geht es um die Absicherung der Versorgung von Österreich mit Lebensmitteln.“

Tirol Milch Bauern bekommen Zuwachs

Dass dieses Unterstützungspaket zwar bereits mehrfach angekündigt, aber noch immer nicht realisiert worden ist, erklärt Gruber-Doberer so: „Bei solchen Verhandlungen sind halt unterschiedliche Spieler auf dem Feld.“ Konkret ansprechen will der ÖVP-Bürgermeister keine Partei. Aber: „Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Sichtweisen und darüber muss noch verhandelt werden. Ich bin aber optimistisch, dass es rasche und für die Bauern vernünftige Lösungen geben wird.“

Milchbauernhof

Thema Tierwohl

Die Milchgenossenschaft NÖ war die Erste, die besonders auf das Tierwohl gesetzt hat. Milch von „glücklichen Kühen“ war der Slogan. Manchmal werde das Ganze aber auch übertrieben.

Leopold Gruber-Doberer: „Wir können natürlich nicht gegen die Konsumenten arbeiten. Aber wir haben ein Grundproblem. Immer weniger Kinder haben eine Oma oder einen Opa, die als Landwirte tätig waren. Das heißt, immer weniger Menschen wissen, wie Landwirtschaft wirklich funktioniert. Aber immer mehr Menschen glauben zu wissen, wie Landwirtschaft funktionieren sollte. Wir wollen immer mehr Tierwohl, wir reden von außen in die Landwirtschaft hinein. Aber das erhöht die Kosten, was sich dann im Preis widerspiegelt. Das wiederum will aber keiner.“

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