Giftkrimi: Kein 3. Opfer, bald Mordanklage

Giftkrimi: Kein 3. Opfer, bald Mordanklage
Nichts Auffälliges im Krankenakt einer 87-Jährigen gefunden. Ihre Pflegerin kommt nun wegen Doppelmordes vor Gericht.

Im Giftkrimi um die Pflegerin Bogumila W., die zwei Männer mit Arsen ermordet haben soll, gibt es offenbar doch kein drittes Opfer. Zumindest bei der 87-jährigen Anna M. aus Maria Enzersdorf (NÖ), die von der Polin 2006 gepflegt worden war, konnte Gerichtsmediziner Christian Reiter in den Krankengeschichten keine Hinweise auf eine Vergiftung finden. Diese gute Nachricht konnte Verteidiger Timo Gerersdorfer seiner Mandantin, die in Krems in U-Haft sitzt, übermitteln. Die schlechte Nachricht: Damit steht einer baldigen Anklage wegen Doppelmordes nichts mehr entgegen.

Als der Sohn und die Enkelsöhne von Anna M. aus dem KURIER erfuhren, dass nach der Exhumierung zweier von Bogumila W. bekochten Männer hohe Arsenwerte nachgewiesen werden konnten, verlangten sie Gewissheit über den Tod der 87-Jährigen. Sie forderten ebenfalls eine Exhumierung.

Rapide bergab

Die Oma sei noch bei guter Gesundheit und mobil gewesen, als die 51-jährige Polin bei ihr einzog. Ab diesem Zeitpunkt "ging es rapide bergab mit ihr", wie ein Enkel berichtet. Anna M. kam mehrmals hintereinander ins Spital, bald darauf war sie tot. Sie habe wohl "als Versuchs­kaninchen" gedient, meint der Enkel. Bogumila W. könnte ausprobiert haben, wie viel Gift man unbemerkt, aber mit gewünschter Wirkung verabreichen muss.

Dass Anna M. an blutigem Erbrechen gelitten hatte, war ein Alarmzeichen für eine mögliche Arsen-Vergiftung. Professor Reiter studierte 14 Krankengeschichten der alten Dame, doch gab es keine Anhaltspunkte dafür, dass ihr Tod mit einer Vergiftung zusammenhängt. Eine Empfehlung für eine Exhumierung kommt von dem anerkannten Fachmann nicht.

Das verwundert wenig, müsste man nach so langer Liegezeit doch in einem aufwendigen Verfahren erst die Knochen auskochen, um eventuell Spuren von Gift analysieren zu können. Auch dass Bogumila W. vom Tod der mutmaßlich vergifteten Männer durch die zu Lebzeiten überschrieben Vermögenswerte profitiert hat, bei Anna M. aber nichts abhanden gekommen ist, spricht nicht für einen dritten möglichen Mordfall. Die Pflegerin leugnet auch die Vergiftung der beiden Männer. Eigentumswohnung, Autos und anderes seien ihr für die fürsorgliche Pflege samt guter Küche bereitwillig geschenkt worden.

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