Gewaltschutzzentrum OÖ will Täterarbeit stärker fokussieren

Etwa die Hälfte der Taten werde von Partnern oder Ex-Partnern verübt, so das Gewaltschutzzentrum OÖ.
Dafür sei der Austausch personenbezogener Daten mit anderen Stellen wünschenswert. Betretungsverbote sprunghaft gestiegen.

Bereits 17 sicherheitspolizeiliche Fallkonferenzen in Hochrisikofällen häuslicher Gewalt haben heuer in OÖ stattgefunden. Das zeige, wie gut das neue Instrument angenommen werde, bilanzierten die Vorsitzende des Gewaltschutzzentrums OÖ Sonja Ablinger und Geschäftsführerin Eva Schuh am Dienstag. Sie würden sich auch in weniger extremen Fällen mehr Austausch wünschen.

Die Zahl der Betretungs- und Annäherungsverbote ist während der Pandemie nämlich sprunghaft gestiegen: bundesweit von 8.748 im Jahr 2019 auf 13.542 im Vorjahr, in OÖ von 1.340 auf 2.135. Im ersten Halbjahr 2022 wurden im Bundesland 1.184 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen, 2021 waren es 980.

Stress und mehr Aggression

Ablinger und Schuh führen diese Entwicklung auf externe Faktoren zurück, die Stress und Aggressivität fördern, aber auch darauf, dass sich immer mehr Betroffene Hilfe suchen. Die Klienten des Gewaltschutzzentrums OÖ zeigten im Vorjahr 1.668 Gewaltdelikte an. Vier von fünf Opfern sind Frauen, die Täter überwiegend Männer. Im Jahr 2021 betreute das Gewaltschutzzentrum OÖ 2.972 Klientinnen und Klienten. Ein großer Teil von ihnen wurde von der Polizei aufgrund eines Betretungs- und Annäherungsverbots überwiesen. Denn Gefährder müssen dann verpflichtend sechs Stunden Beratung in Anspruch nehmen.

Um die Täterarbeit weiter zu fokussieren, wünschen sich Schuh und Ablinger den Austausch personenbezogener Daten mit anderen Stellen. Dieser sei derzeit nur mit Zustimmung der Täter erlaubt. Ohne Zustimmung möglich ist die sicherheitspolizeiliche Fallkonferenz, insofern ein Tötungs- oder sehr schweres Gewaltdelikt zu befürchten ist.

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