Öffi-Fahrer: Tests und Schutzmechanismen

Öffi-Fahrer: Tests und Schutzmechanismen
Genaue Auswahl und technische Vorrichtungen sollen Taten wie die des Germanwings-Piloten verhindern.

Den psychologischen Eignungstest hat Andreas L. während seiner Ausbildung zum Piloten bestanden, obwohl er offenbar schwer krank war – sechs Jahre später ließ er ein Flugzeug mit 149 Menschen an Bord abstürzen. Viele stellen sich nun die Frage: Können auch Fahrer anderer Massenverkehrsmittel zu so einer Gefahr werden?

Hierzulande betrifft das vor allem Lokführer sowie Fahrer von U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen.

Bei den Wiener Linien werden schon Bewerber durchgecheckt. Es gibt laut Sprecherin Anna Maria Reich ärztliche Untersuchungen, Reaktionstests sowie psychische Untersuchungen. Diese umfassen u. a. einen computergestützten Test sowie eine Beurteilung des Aggressions- und Verkehrsverhaltens. Buslenker müssen sich zusätzlich beim Kuratorium für Verkehrssicherheit einem psychologischen Gutachten stellen.

Während ihrer Ausbildung würden die künftigen Mitarbeiter genau beobachtet, so Reich zum KURIER. Bei Auffälligkeiten werde das Training beendet. Ein Mal pro Jahr müssen Wiener-Linien-Fahrer zudem zur Weiterbildung, alle fünf Jahre zum Amtsarzt. "Es gibt auch zivile Kontrollen, bei denen geschaut wird, wie sich der Mitarbeiter verhält."

Für zusätzliche Sicherheit in der U-Bahn sorgt, dass die Züge quasi ferngesteuert werden. Die Leitstelle bestimmt die Geschwindigkeit und stellt die Weichen. Wird eine U-Bahn zu schnell, wird sie automatisch gebremst; der U-Bahnfahrer kann sie nur im Schritttempo selbst steuern.

Schutzfunktion

Bei den ÖBB üben Signale entlang der Strecke eine Schutzfunktion aus, wie Sprecher Michael Braun sagt: "Das Überfahren von rot leuchtenden ,Halt‘-Signalen z. B. führt zur automatischen Schnellbremsung. Wir können zusätzlich den Strom in der Fahrleitung ausschalten, damit der Zug zum Stillstand kommt."

Lokführer-Anwärter würden von Arbeitsmedizinern auf ihre Tauglichkeit und durch das Psychologenteam der ÖBB auf verkehrspsychologische Eignung getestet. Diese Untersuchungen würden regelmäßig wiederholt.

Braucht ein Lokführer psychologische Hilfe, weil sich ein Selbstmörder vor den Zug geworfen hat, wird er drei Monate freigestellt und von einem Team aus speziell geschulten Kollegen mit ähnlichen Erfahrungen betreut. Will er länger freigestellt werden, muss er eine psychologische Behandlung beginnen.

Welche anderen Berufsgruppen in Österreich psychologische Tests vorsehen, ist nicht zentral geregelt. Beispiele sind Rettungsfahrer, Polizisten – und Psychologen selbst.

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