Gemeindewahl in Kärnten: "Die Hackl‘n fliegen tief"
Betrachtet man den weiblichen Anteil an Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl in Kärnten am 1. März 2015, so handelt es sich offensichtlich nicht um den Traumjob für Frauen. Familiäre Verpflichtungen sowie eine gewisse Toleranz für die mitunter harte Gangart in diesem Geschäft werden als Begründung angegeben.
Insgesamt bewerben sich 432 Personen für die Bürgermeistersessel in den 132 Gemeinden – davon allerdings nur 35 Frauen. Aktuell sind in Kärnten lediglich drei Bürgermeisterinnen aktiv: Sonya Feinig (SPÖ) in Feistritz im Rosental, Christine Ploner (SPÖ) in Dellach im Gailtal sowie Marialuise Mittermüller (FPÖ) in Steindorf am Ossiachersee.
Feinig, die seit 2004 in Feistritz regiert, ist Mutter dreier Kinder. "Der Job ist zeitintensiv und man versteht, dass sich nicht viele Frauen dafür entscheiden. Ich habe Glück, dass mein Mann mitspielt und mir Arbeit abnimmt. Planen darf man nichts, denn an den Abenden und Wochenenden bin ich unterwegs", sagt Feinig.
Die SPÖ-Politikerin hatte 2009 keinen Gegenkandidaten und muss sich heuer gegen Anton Schweiger (FPÖ) behaupten.
Vier Stimmen
In Dellach bekommt es Ploner unterdessen erneut mit Johannes Lenzhofer (ÖVP) zu tun. 2009 entschieden in der Stichwahl vier Stimmen für die Bürgermeisterin. "Heuer würde ich mir die Stichwahl lieber ersparen." Ploner ist alleinstehend, hat einen erwachsenen Sohn. "Das erleichtert den Job als Politikerin. Zimperlich darf man nicht sein, es geht oft unter die Gürtellinie, die Hackl’n fliegen tief. In dieser Welt gibt es kein Erbarmen." Auch sozialrechtliche Schlechterstellungen würden Frauen den Weg in die Politik erschweren: "Krankenstand oder Mutterschutz kann man vergessen."
Mittermüller verzichtet heuer auf eine Wiederkandidatur. Ihr Sohn war fünf Jahre alt, als sie die Polit-Karriere einschlug. "2003 gelang es mir, als erste FPÖ-Politikerin, Bürgermeisterin zu werden. Es handelt sich um ein forderndes Amt und ich bin froh, bald mehr Zeit für meine Familie zu haben. Unterm Strich hat die Zusammenarbeit mit den männlichen Kollegen jedoch funktioniert", sagt die 62-jährige Mittermüller. Sie werde "noch ein Jahr dem Gemeindevorstand angehören und dann in Pension gehen. Aber ich hoffe, dass sich andere Frauen für die Politik entscheiden. Frauen sehen Dinge anders, mit mehr Emotionen – das ist wichtig für die Politik in Kärnten."
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