Dass es zwischen zwei Nachbargemeinden kracht, das kann schon einmal vorkommen. Schwere Anschuldigungen wie aus Wiesen sind aber eher die Seltenheit.
Bürgermeister Matthias Weghofer (ÖVP) befürchtet einen geplanten „Hotter-Diebstahl“ (Diebstahl eines Gemeindegebiets, Anm.) durch die Gemeinde Bad Sauerbrunn und insbesondere den Bürgermeister und Landtagsabgeordneten der Nachbargemeinde, Gerhard Hutter (SPÖ).
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Das geht laut § 7 der Burgenländischen Gemeindeordnung aber nur mit einer Zweidrittelmehrheit im Gemeinderat oder – gegen den Willen des Volkes – via Landesgesetz.
Deshalb würde Hutter auch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) für eine Gesetzesänderung „beknien“, heißt es in einer Aussendung des Wiesen-Bürgermeisters.
Finanzielles Interesse
Laut seinen Informationen sei eine Grenzänderung geplant und der Ortsteil Wiesen-Nord mit seinen 490 Einwohnern soll an die finanziell angeschlagenen nördlichen Nachbarn gehen.
„Das rennt schon ein halbes Jahr. Dort sind 490 Hauptwohnsitze und 220 Häuser. Alles, weil Bad Sauerbrunn kein Geld und keine Fläche mehr hat“, tobt Weghofer.
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Auf KURIER-Nachfrage muss der Bad Sauerbrunner Bürgermeister Gerhard Hutter lachen: „Wir sind ja auch flächenmäßig die kleinste Gemeinde des Burgenlandes. Es sind Wiesen und Pöttsching, die seit Jahren an den Rand unseres Ortsgebiets wachsen.“ Diese Bestrebungen gebe es laut Hutter „seit 50 Jahren oder länger“.
Als Beispiel erinnert sich der Ortschef an die Umfrage in der Gemeinde Pöttsching zum Keltenberg. Dort geht es überhaupt etwas chaotisch zu. Teile des Siedlungsgebietes stehen am Wiesener Gemeindegrund, andere Teile im Gebiet des Pöttschinger Hotters und wenn es 2016 nach der Bürgerinitiative „Bikus“ gegangen wäre, dann hätte man sich Bad Sauerbrunn angeschlossen.
Dass die Bad Sauerbrunner Finanzen mit dem Anschluss von 490 Gemeindebürgern aus Wiesen-Nord saniert werden können, dem hält Hutter entgegen: „Wir hätten ja auch zusätzlich Ausgaben, wenn die Bewohner zu uns kommen.“
Putin und das Rathaus
Wiesen-Ortschef Weghofer will den nördlichen Gemeindeteil bis zum Schluss verteidigen: „Im Notfall marschieren wir raus und besetzen das Rathaus.“ Sogar vor (unpassenden) Vergleichen mit Putin und der Ukraine macht der wütende Bürgermeister nicht halt.
Landtagsabgeordneter Gerhard Hutter kommentiert diese Aussagen kurz und knapp: „Man sieht ja, wie tief das ist.“
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