Geisterzug-Report: Schlamperei und Materialermüdung
Es waren drei Geisterzüge innerhalb von nur fünf Monaten. Waggons, die kilometerweit führerlos über die Schienen rollten – viele fragen sich, wie so etwas passieren kann. Nun sind die internen Berichte der ÖBB zu allen drei Unfällen fertiggestellt, wie dem KURIER offiziell bestätigt wird.
Der erste Fall in Wieselburg (NÖ) forderte im Oktober 2016 vier Schwer- und acht Leichtverletzte. Fünf Güterwaggons waren in Randegg losgerollt und rund zwölf Kilometer weit gekommen, bis sie in einen Regionalzug krachten. Ursache war eine Verschubfahrt bei denen die Waggons "ausgekommen" sind. KURIER-Recherchen decken ein peinliches Details auf: Denn zeitweise war unklar, wo sich der Zugs während der Irrfahrt befand. Erst später stellte sich heraus, dass ein Waggon ein GPS-Modul eingebaut hat. Dieser gehört der ÖBB-Tochter Railcargo – laut Auskunft von Bahnsprecher Roman Hahslinger hat aber nur der Frächter Zugriff auf die Daten, nicht aber die ÖBB-Zentrale.
Einen andere Grund hatte hingegen, wie berichtet, der Geisterzug in Bad Vöslau (NÖ) im März. 19 Waggons hatten sich wegen einer Materialermüdung bei gleich vier Feststellbremsen von sich aus auf den Weg gemacht.
Keine Handytelefonate
Erstmals veröffentlichen die ÖBB auch die Auswertung der Diensthandys. Keiner der involvierten Personen habe telefoniert, betonte Hahslinger. Zuletzt hatte es immer wieder Verdachtsmomente gegeben, aber weder wurde dies in Berichten des Verkehrsministeriums angemerkt, noch von der Bahn kundgetan. Dennoch wurde eine Aufmerksamkeits-Forschungsarbeit in Auftrag gegeben, bei der auch Handytelefonate ein Thema sein werden. So soll geklärt werden, wie die Aufmerksamkeit von Lokführern künftig erhöht werden kann.
Vorfall mit Railjet
Dadurch wurde auch ein weiterer Vorfall bekannt: Erneut verlor ein Railjet ein Fahrzeugteil nach dem Durchfahren der Höchstgeschwindigkeitsstrecke Wien-St. Pölten. Der Railjet 698 vom Flughafen via Salzburg nach Klagenfurt hatte eine Seitenschürze verloren. Es ist bereits der zehnte Vorfall mit verlorenen Teilen oder brisanten Türproblemen in nicht einmal fünf Jahren. Derzeit läuft eine parlamentarische Anfrage zur Häufung dieser Vorfälle. Diese muss bis Anfang Juni beantwortet werden – fast gleichzeitig liegt auch die Bilanz der Schienen-Unfälle 2016 vor.
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