„Wir haben gewusst, wer die Täter sind“, beschreibt Hamedl und meint damit nicht bloß die Namen, sondern die Persönlichkeiten: Adolf S., ein rechtskräftig verurteilter Mörder, der bereits 1971 Geiseln nahm, um freizukommen. Tawik C., der 1985 einen Terroranschlag auf den Flughafen Wien-Schwechat verübte und dafür wegen zweifachen Mordes und zwölffachen Mordversuchs lebenslang bekam. Dritter Täter war Peter G., der ebenfalls wegen Mordes saß.
Männer, die als gewaltbereit bekannt waren. Und nichts zu verlieren hatten. „Wir haben gewusst, S. war der Kopf dieser Gruppe. C. hat schon früher Bomben gebaut. Und damit haben wir gewusst: Das ist eine geplante, gut vorbereitete Geiselnahme“, schildert Hamedl.
Der damals 45-Jährige hatte da bereits Erfahrung mit Verhandlungen in gefährlichen Situationen. Bei jenem Geiseldrama in der Karlau wurde Hamedl zum Chefverhandler: Knapp eine Stunde nach der Alarmierung nahm er Kontakt zu S. auf. Der Polizist rief in dem Gefängnisladen an, S. hob das Telefon ab.
„Columbo-Taktik“
„Ich hab’ relativ schnell herausgefunden, wo er ansprechbar war“, beschreibt Hamedl, der mit S. per Sie blieb. „Egal, ob ein Terrorist oder ein verzweifelter Mensch, der sich das Leben nehmen will, alle haben ein kleines Fenster, über das es Zugang gibt. Wenn du das Fenster findest, dann bist du drin in diesem Menschen.“
Das Fenster des Geiselnehmers war dessen Eitelkeit. „Ich habe versucht, ihm das Gefühl zu geben, dass er bestimmt, was passiert.“ Sein Vorgehen nennt Hamedl Columbo-Taktik: „Ich hab’ den einfachen Polizisten gespielt, nicht den Verhandler.“
Nach zehn Stunden war S. soweit, einer Geisel die Bombe abzunehmen und sie freizulassen, im Austausch gegen das Lösegeld. „Die Einsatzleitung hat dann entschieden, das ist die Möglichkeit des Zugriffs.“ Das Licht im Gefängnishof wurde gekappt, die Cobra rückte vor und schoss Sperrfeuer, die Geiselnehmer wurden überwältigt, ehe sie die Bomben auslösen konnten.
„Das war perfekte Teamarbeit mit der Cobra und allen Einsatzkräften“, betont Hamedl. „Die Geiseln sind befreit worden, auch den Tätern ist nichts passiert.“ Sie wurden zu langjährigen Zusatz-Haftstrafen verurteilt.
Film „Taktik“: Spannung im Kinosaal
„Wenn der Film schockiert, dann haben wir es richtig gemacht“, überlegt Marion Mitterhammer. Die gebürtige Steirerin ist nicht nur Hauptdarstellerin in jenem Streifen, der auf der Geiselnahme in der Karlau basiert: Die Schauspielerin führte bei „Taktik“ erstmals in ihrer Karriere auch Regie, das Drehbuch schrieb sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Hans-Günther Bücking.
Eduard Hamedl stand dem Team als Berater zur Seite, sein Alter Ego als Chefverhandler im Film heißt Fredi Hollerer und wird gespielt von Simon Hatzl. In die Rolle des Kopfs der Geiselnehmer, im Streifen Alois Steindl genannt, schlüpft Harald Krassnitzer. Marion Mitterhammer, Bojana Golenac und Michou Friesz übernehmen die Rollen jener drei Frauen, die als Geiseln genommen wurden. Die beiden anderen Geiselnehmer werden von Michael Thomas und Anoushiravan Mohseni dargestellt.
Gedreht wurde freilich nicht am Originaltatort, als Kulisse diente die ehemalige Kirchnerkaserne. „Taktik“ hat morgen, Dienstag, in Graz Premiere, in den Kinos läuft er dann ab 6. Mai.
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