Kukuruz für Kickerbeine: Der erste Mais-Kunstrasen für Österreich

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Union Mauer bekommt einen neuartigen Belag mit Maiskolben-Granulat. Aber: Auch im Wiener Sportbereich wird ein Sparpaket geschnürt - das mobile Happel-Dach wird gestrichen.

Ajax Amsterdam hat einen, genauso wie der 1. FC Köln oder Kaiserslautern – und bald auch die Sportunion Mauer. Die Rede ist von einem Kunstrasenplatz, der mit einem Granulat aus Maiskolben ausgestattet ist und somit ökologisch gesehen als der letzte Schrei im Sportstättenbau gilt. Wie kommt der Ostligist zu dieser Ehre? Im Zuge des Sportstätten-Entwicklungsplans fließen 2,5 Millionen Euro in die Modernisierung der Anlage, die dieser neben dem ersten Kukuruz-Kunstrasen Österreichs auch ein neues LED-Flutlicht beschert.

Giftiges Plastik

Am Mittwoch lud Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zum Spatenstich auf der unübersehbar in die Jahre gekommenen Liesinger Naturrasen-Arena. Schon in drei Monaten soll der erste Anpfiff nach dem Umbau erfolgen. „Drei Monate?!“ Selbst Hacker blickt skeptisch, als dieser durchaus sportliche Zeitplan artikuliert wird. Im Gespräch mit dem KURIER gibt er auch zu, sich anfangs über die Idee einer Mais-Verfüllung auf dem Fußballplatz lustig gemacht zu haben: „Ich hatte da Popcorn-Bilder vor mir. Aber es scheint wirklich eine fantastische Idee zu sein.“

Der Hintergrund für diese Maßnahme ist aber durchaus ein ernster: Ältere Kunstrasenanlagen sind mit einem Granulat aus Gummi – meist von Autoreifen – ausgestattet. Dieses gilt aber als gesundheitsschädlich und verunreinigt zudem die Umwelt mit Mikroplastik. Daher hat die EU vor zwei Jahren ein Verbot beschlossen, das allerdings erst ab 2031 gilt. Wien hat nicht so lange gewartet und per Sportstätten-Sanierungsplan „Sport.Wien.2030“ schon mehr als 20 Kunstrasenplätze umgerüstet – und zwar von Plastik auf Sand oder Kork. Und jetzt eben Mais. Ein Einstreu-Granulat ist insofern notwendig, um das Geläuf aus PVC-Halmen überhaupt bespielbar zu machen und um den Platz zu dämpfen.

Spatenstich.

Spatenstich in Mauer.

Ob Mais auch im Langzeittest überzeugt, ist allerdings noch offen. „Wir rechnen mit einem positiven Ergebnis und haben ja die Rückmeldungen aus anderen Ländern“, berichtet Michael Janata, Leiter für Infrastrukturprojekte im Wiener Sportamt. Preislich sei diese „nächste Entwicklungsstufe“ in der Anschaffung etwas teurer als herkömmliche Anlagen, dafür sei die Pflege günstiger. Denn die Mais-Körnchen saugen sich bei Regen an und werden nicht ausgeschwemmt. „Wir rechnen mit einer Nutzungsdauer von 20 Jahren“, sagt Janata.

Das Granulat sei kein Nahrungsmittel, sondern werde aus dem Abfall des Kukuruz-Strunks gewonnen. Und dann thermisch und biologisch behandelt, damit es nicht verfault und/oder von Vögeln verputzt wird. Aber kann man wirklich von einem Öko-Kunstrasen sprechen? Janata findet schon, weil auch die Halme – wiewohl aus PVC – einen Recyclinganteil von 40 Prozent aufweisen.

Sparpaket im Sport

Bleibt die Frage, ob nicht auch Sport-Projekte dem kommenden Wiener Sparpaket zum Opfer fallen könnten. Eigentlich gibt es bis 2026 einen Budgetrahmen von rund 55 Millionen Euro für weitere 29 Sportanlagen. „Alles, was beauftragt und in der Planung ist, kommt“, verspricht Hacker. „Bei ein paar wenigen können wir aber die Pausetaste drücken, denn wir müssen in jedem Bereich sparen.“

Kein neues Happel-Dach

Eine klare Ansage macht er zum mobilen (also verschließbaren) Dach für die Ernst-Happel-Arena: „Das ist jetzt auch auf der Pause-Taste, nachdem sowieso alle meinen, wir brauchen es nicht. Dann sparen wir gleich 40 Millionen Euro ein“, sagt Hacker, der vom Gemeinderat einen Budgetrahmen bekommen hatte, um die Arena ganzjährig bespielen zu können. „Ich bin nicht gekränkt, aber wir hätten den Song Contest dort machen können, wenn wir das Dach schon hätten.“

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