Sportstätten in Wien: Viele Baustellen, aber auch viel Frust

Sportstätten in Wien: Viele Baustellen, aber auch viel Frust
Das Sanieren veralteter Sportplätze ist notwendig. Sind sich alle einig. Die Frage ist aber: Reicht das?
Von Uwe Mauch

Was der Fußballer Vinzenz Jager und die Schauspielerin Katharina Pizzera mit ihrem Kultursportverein 1210 Wien in den vergangenen sechs Jahren auf dem ehemaligen Nord-Wien-Fußballplatz in Floridsdorf kreiert haben ist österreichweit einzigartig.

Er bringt die Kinder im Norden von Wien zum Sport, sie lotst landesweit bekannte Künstler und Künstlerinnen in eine Gegend von Wien, die sie vorher nicht kannten.

Den Doppelpass zwischen Kunst und Sport anerkennend, nahmen Sportstadtrat Peter Hacker und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (beide SPÖ) Spaten in die Hand, um sie vor den Fotografen zart in die Erde von Jedlersdorf zu stechen.

Sportstätten in Wien: Viele Baustellen, aber auch viel Frust

Zu wenig Muskeln

Die notwendige Sanierung des alten Fußballplatzes ist Teil eines Entwicklungsplans der Stadt Wien, der bis zum Jahr 2030 die Sportstätten der Stadt modernisieren soll. Bis 2026 sind dafür rund 55 Millionen Euro vorgesehen.

Auf 25 Fußballplätze am Rand der Stadt wurde bereits ein leichter pflegbarer Kunstrasen ausgerollt, zuletzt auf dem ehemaligen SGP-Platz in Simmering. (Dort wurden die maulwurfgroßen Löcher des Spielfelds schon in den 1980er-Jahren kritisiert.)

Für Michael Terk von der Sportunion Wien sind die 55 Millionen grundsätzlich gut investiert: „Die bestehenden Plätze zu sanieren, ist nötig, jedoch müsste Wien neue Sportstätten erschließen.“

Sportstätten in Wien: Viele Baustellen, aber auch viel Frust

In fast allen Sportarten fehlten Spiel- und Trainingsmöglichkeiten. Ein Beispiel: Einem durchaus talentierten Teenager fehlen zehn Kilo Muskelmasse für den Sprung zum Profihandball, nicht weil er faul wäre, sondern weil er bei seinem Verein viel zu wenig trainieren kann.

Eine aktuelle Studie zum Platzangebot bei den Wiener Fußball-Frauenteams macht ebenso nachdenklich: Es gibt Spielerinnen in Wien, die nur ein Mal in der Woche trainieren können, und das auf dem Viertel eines Platzes.

Soccer or Football and net ,green field in the Background

Eine Watsche ins Gesicht

Für Anna Ressmann, Torfrau beim FC Mariahilf und im Wiener Fußballverband für Agenden des Frauenfußballs ambitioniert engagiert, ist das Sportplatz-Angebot bei Weitem nicht ausreichend: „Die Stadt Wien ist in den vergangenen dreißig Jahren schnell gewachsen. Doch die Sportinfrastruktur wurde da nicht annähernd angepasst.“

Diametral anders sieht das Hans Arsenovic von den Grünen: „Es gibt genügend Fußballplätze in Wien, die aber von den Vereinen nicht effizient genützt werden.“ Am Beispiel des Ostligisten Wiener Viktoria, deren Vizepräsident er ist, möchte Hans Arsenovic belegen, dass alles „nur eine Frage der besseren Einteilung ist“.

Für die ehrenamtlichen Jugendtrainer, etwa des SV Essling, ist das ein Schlag ins Gesicht. Zuletzt mussten sie Kinder und deren Eltern wieder heimschicken, weil ihr kleiner Verein keine freien Kapazitäten mehr hat.

Wer mit Involvierten in Sportarten wie Schwimmen, Hand-, Volley- oder Basketball spricht, hört oft diesen einen Satz: „Wir haben zu wenig Platz fürs Training.“

Sportstätten in Wien: Viele Baustellen, aber auch viel Frust

Dass Wiens Sportvereine einen in Geld kaum bezifferbaren Beitrag zum besseren Miteinander in der Stadt und zur Integration beitragen, das betonen auch die beiden Stadträte Hacker und Kaup-Hasler. Insofern ist jeder der 55 Millionen Euro in die Sportstätten-Infrastruktur gut investiertes Steuergeld.

Auf ein anderes, tiefer greifendes gesellschaftliches Problem macht der Grüne Arsenovic aufmerksam: „Es gehen den kleinen Vereinen zunehmend die Funktionäre verloren.“ Überall fehlt es an Freiwilligen, die sich in ihrer Freizeit für andere einsetzen. Ohne ihr Zutun hilft aber der modernste Kunstrasen nichts.

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