Damit trifft der VCÖ ein Kernthema der Österreichischen Verkehrssicherheitsstrategie 2021-2030, in der das Kuratorium für Verkehrssicherheit in seiner Analyse „die im internationalen Vergleich hohe Zahl an Verkehrstoten auf Freilandstraßen“ als eines der Hauptprobleme identifizierte. Was auch die Zahlen belegen: 73 Prozent aller tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmer kamen laut Statistik Austria 2021 im Freiland ums Leben, 2020 waren es 74 Prozent, 2019 noch 75 Prozent. Die Tendenz ist zwar rückläufig, aber dennoch hoch.
Auch das Tempo ist eine Kategorie: 106 der 362 im Straßenverkehr Getöteten kamen 2021 aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit ums Leben – das ist auch die häufigste Ursache für tödliche Verkehrsunfälle, sie liegt mit 29 Prozent deutlich höher als noch 2019 (25 Prozent).
Freilandstraßen: 628 Tote
Die Zahl der Verkehrstoten in Österreich ist aktuell steigend. 2020 starben 344 Menschen im Straßenverkehr, 2021 waren es 362. „Und heuer stieg die Anzahl der Todesopfer im Straßenverkehr in den ersten sieben Monaten stark an“, schildert VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
Allein auf den Freilandstraßen starben in den vergangenen drei Jahren 628 Menschen. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit sind auf Freilandstraßen fast zwei Drittel aller Getöteten bei nur 35 Prozent Fahrleistung auf diesem Verkehrsweg zu beklagen: Ein „Spitzenwert“ in der EU. „Zusätzlich deuten die hohen Anteile an Alleinunfällen auf ein Temponiveau hin, das nicht optimal mit den Anlageverhältnissen im Einklang steht“, so die Autoren der Verkehrssicherheitsstrategie Karin Schranz und Klaus Machata. Der Unterschied zum Rest in Europa: Das Tempolimit beträgt außer in Österreich und Deutschland zwischen 70 und 90 km/h. Eine der nötigen und zielführenden Maßnahmen aus Sicht der Verkehrssicherheitsstrategie: Tempolimit runter, höhere Strafen und langer Führerscheinentzug bei Überschreitungen. Auch hier liegen alle anderen EU-Staaten weit vor Österreich und Deutschland.
Der Vergleich macht sicher, sagt der VCÖ: Als in der Schweiz im Jahr 1985 zunächst provisorisch und ab 1990 dauerhaft das Tempolimit von schon geringeren 90 auf 80 km/h reduziert wurde, ging die Zahl der Verkehrstoten dort um zehn Prozent zurück. Auch in Tirol wurde das Anfang der 90-er-Jahre registriert, so der VCÖ, und auch in die Gegenrichtung: „Als das Tempo 80 durch den Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurde, nahm die Zahl der Verkehrstoten wieder deutlich zu.“
Kürzerer Bremsweg
Eine einfache Rechnung, die alle aus der Fahrschule kennen (sollten): Ein Auto, das bei Tempo 80 nach 55 Metern (auf trockener Fahrbahn) zum Stehen kommt, wäre bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von 100 km/h dort noch mit fast 70 unterwegs.
VCÖ-Verkehrsexperte Schwendinger: „Die Gefahr, dass ein Aufprall mit dieser Geschwindigkeit mit schwersten oder tödlichen Verletzungen endet, ist sehr hoch.“ Und zwar für den Lenker, seine Insassen und jeden Unfallgegner.
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