Sicherheitspaket gegen Terror-Gefahr

100 Polizisten patrouillieren im Schichtbetrieb auf dem Flughafen. 50.000 Personen frequentieren pro Tag den Airport.
Seit März werden Handys, Laptops und Tablets penibel geprüft. Im Vorjahr 37 Waffen konfisziert.

Eine Maschinenpistole der Marke Scorpion (tschechische Produktion) plus Munition wurde am 19. Dezember 2014 in Schwechat bei der Gepäcks-Kontrolle sichergestellt. Der Besitzer, ein österreichischer Staatsbürger, dürfte ein Sympathisant der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gewesen sein. Wahrscheinlich wollten er und seine türkische Begleiterin über die Türkei nach Syrien reisen. Weil die Beweislage aber zu dünn war, durfte das Duo – nachdem sie wegen der Polizei-Befragung aus dem Flugzeug geholt wurden – schließlich nach Istanbul fliegen. Die Waffe wurde beschlagnahmt."2014 stellten wir 37 verbotene Waffen sicher. Von der Maschinenpistole über Faustfeuerwaffen und Messer bis hin zu Schlagringen und Totschlägern. Ebenfalls im Dezember des Vorjahres fanden wir ein verstecktes Messer in einer Laptop-Festplatte", skizziert Oberstleutnant Omar Haijawi-Pirchner, Vizechef des Stadtkommandos Schwechat, den Einfallsreichtum so mancher Fluggäste. Der Computer war im Handgepäck – das Messer hätte somit ins Flugzeug geschmuggelt werden sollen.

Exakt auf diese Problematik legte die EU den Fokus. Denn seit 1. März müssen sämtliche elektronischen Geräte penibel kontrolliert werden. "Das Sicherheitspersonal prüft zusätzlich, ob Handys, Laptops und Tablets Öffnungsspuren aufweisen. Das fängt bei Kratzern an der Konsole an und hört bei Spuren bei den Schrauben auf", erklärt Flughafen-Sprecher Peter Kleemann.

Ab Herbst stehen dem Kontroll-Personal moderne Kontaktstreifen zur Verfügung. Sie werden auf Gegenstände kurz angeklebt. Mittels Verfärbung ist ersichtlich, ob sich in dem Gegenstand verbotene Stoffe – etwa Sprengstoff-Komponenten befinden.

Durchgeführt werden die Personen- und Gepäckkontrollen von 1200 speziell ausgebildeten Airport-Bediensteten. Ein wichtiger Punkt dabei ist Deeskalation. "Passagiere sind oft im Stress und dadurch nicht immer einfach. Auch die rigorosen Kontrollen zehren an den Nerven", wissen Kleemann und Haijawi-Pirchner.

"Da sind wir alle gleich"

Beim KURIER-Lokalaugenschein an den Sicherheitsstraßen zeigte sich, dass es nicht die geringste Ausnahme gibt. Selbst Tirols Landeshauptmann und Ex-Innenminister Günter Platter sowie sein Team mussten ihre Schuhe ausziehen und die Gürtel abgeben. Mit der Hand am Hosenknopf wartete Platter dann auf seinen Gürtel, nahm die Situation aber gelassen: "Ja, am Flughafen da sind wir alle gleich." Bis 50.000 Passagiere plus Gepäck müssen pro Tag überprüft werden. Damit kein Schlendrian einreißt, gibt es unangekündigte Kontrollen durch EU-Spezialisten und dem Innenministerium.

Unterstützt werden die Sicherheitskräfte von mehr als 2000 Kameras. "Hier bauen wir, parallel zur Flughafen-Expansion, kontinuierlich aus", spricht Haijawi-Pirchner von beinahe lückenloser visueller Kontrolle. Betreffend Terrorabwehr gibt sich der Vize-Polizeichef bedeckt: "Wir haben gepanzerte Fahrzeuge und natürlich auch schwere Waffen. Und für jedes nur erdenkliche Szenario gibt es Einsatzpläne."

Pro Jahr reisen am Flughafen Wien-Schwechat 22,5 Millionen Menschen ein oder aus. Die Zahl der Fluggäste hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Wie viele internationale Airports, gilt auch Schwechat als Drehscheibe der illegalen Migration.

Pro Jahr deckt die Exekutive an die 300 Dokumentenfälschungen auf – von der Visa- bis zur Passfälschung. Etwa 100 Personen weisen sich jährlich bei der Einreise mit fremden Papieren aus. Und 2013 wurden 364 Zurückweisungen ausgesprochen. In der Regel war gegen diese Passagiere im Schengen-Raum ein Aufenthaltsverbot aufrecht. Die 450 Beamten des Stadtpolizeikommandos führen auch vorgelagerte Kontrollen durch und agieren im Rahmen der "Schengener Ausgleichsmaßnahmen". So werden Flüge der AUA zu Destinationen begleitet, von denen aus Fluggäste häufig illegal einzureisen versuchen. Dazu gehören Bagdad und Erbil im Irak, Tripolis in Libyen, Tirana in Albanien oder Yerevan in Armenien.

Immer dann, wenn ein Polizei-Hubschrauber am Flughafen aufsteigt, stehen Risiko-Flüge bevor. Jeder Flug der israelischen El Al, sowie Flüge der Austrian nach New York, Washington DC, Chicago oder nach Toronto (Kanada) werden im Umfeld des Airports aus der Luft überwacht.

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