Fernseh-Detektiv sucht jetzt nach vermisster Tirolerin Sara
Vor einem Jahr änderte sich alles: Sara, eigentlich ein lebenslustiges und sportliches Mädchen, verschwand. Die damals 15-jährige Innsbruckerin hatte heimlich einen unbekannten Mann geheiratet und tauchte unter.
Ein Jahr später fehlt von Sara noch immer jede Spur. Und nun soll ausgerechnet einer, der gerne im Rampenlicht steht, das Mädchen suchen, das unsichtbar geworden ist.
Fans des Trash-TV kennen ihn aus der RTL-Serie „Die Trovatos – Detektive decken auf“. 2019 war Jürgen Trovato außerdem Bewohner des Promi-Big-Brother-Hauses. Doch nicht nur im Fernsehen ist Trovato Detektiv. Auch im echten Leben betreibt er eine Detektei in Mönchengladbach, Deutschland.
„Wir versuchen, den Fall Sara wieder mehr in die Öffentlichkeit zu rücken und dadurch Druck aufzubauen“, sagt Trovato. In den sozialen Medien folgen ihm Zehntausende Menschen. Entsprechend informiert Trovato unter anderem auf Tiktok über den Fall.
Dating-Recherchen
„Interessant ist ja, dass Saras Familie Nachrichten von Personen bekommt, die angeblich wissen wollen, wo Sara ist. Und die sagen, sie wolle nicht gefunden werden. Solche Meldungen schauen wir uns dann natürlich genauer an.“ Auch auf speziellen Dating-Apps für Muslime wird nachgeforscht. Denn dort könnte die mittlerweile 16-jährige Sara ihren Mann gefunden haben.
Die Suche nach Vermissten ist für Trovato kein Neuland. Erst kürzlich half er bei der Suche nach der in Deutschland vermissten Leyla – mit Erfolg. Die 16-Jährige ist wieder bei ihrer Familie.
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Sara wird seit dem 16. August 2022 gesucht. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie in einem Kriseninterventionszentrum. Freiwillig, wie Ermittler und auch ihre Familie betonen. Zuvor war es zu Streitereien innerhalb Saras Familie gekommen. Der Grund: Sara hatte sich immer mehr zurückgezogen. Sie verweigerte die Schule, begann Kopftuch zu tragen und trug zuletzt sogar Niqab.
"Ungläubige!"
Ihre Familie bezeichnete sie als „Ungläubige“, sie verweigerte das gemeinsame Essen. Und sie bestand darauf, als 15-Jährige zu heiraten – was die Familie ablehnte. „Sie hat eine Gehirnwäsche bekommen“, ist ihre Mutter Yasmin überzeugt.
Schon im April des Vorjahres tauchte das Mädchen zum ersten Mal ab. Und tauchte kurze Zeit später wieder auf. Wo sie war? Unklar. Sara selbst erzählte, dass sie bei einer Freundin gewesen sei.
Doch tatsächlich dürfte sie zu diesem Zeitpunkt heimlich einen unbekannten Mann geheiratet haben, möglicherweise einen jungen, konvertierten Deutschen. Eine Spur führt nach Köln. Eine andere nach München.
Zu diesem Mann, so die Annahme der Ermittler, könnte sie schließlich im August gefahren sein. „Sie ist freiwillig weggegangen“, sagt Christoph Kirchmair, Leiter des Kriminalreferats Innsbruck. „Aber wir können nicht ausschließen, dass sie jetzt gegen ihren Willen jetzt festgehalten wird.“
Die Innsbrucker Polizei hat bereits mehrmals öffentliche Fahndungsaufrufe gestartet. Bilder von Sara veröffentlicht. Der KURIER widmete dem Fall zwei Folgen des Podcasts „Dunkle Spuren“ Auch TV-Beiträge gab es dazu.
Erste Hinweise
Danach gab es „tolle Hinweise“, wie Kirchmair sagt. So meldete sich etwa eine Sozialarbeiterin, die von einem ähnlich gelagerten Fall berichtete – nämlich einem österreichischen Mädchen, das sich nach Deutschland abgesetzt hatte und Sara aus der Vergangenheit kannte. „Wir haben dieses Mädchen kontaktiert. Aber es hatte keinen Kontakt zu Sara“, sagt Kirchmair.
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Somit ist noch immer unklar, wo sich Sara aufhält. Selbst, wie sie Innsbruck verlassen hat, ist nicht restlos geklärt. Naheliegend wäre, dass Sara einen Zug bestiegen hat und so nach Deutschland gereist ist. Von Innsbruck aus ist das ein Katzensprung.
„Die Leute, die dahinter stecken, haben unsere Sara aus der Familie gerissen, um sie zu radikalisieren“, ist Mutter Yasmin überzeugt. Ihre Tochter wisse, dass sie sich große Sorgen macht. „Wenn sie könnte, hätte sie sich zumindest einmal gemeldet.“
Eine Nachricht?
Möglicherweise hat Sara das sogar. Ihr jüngerer Bruder Amin bekam Monate nach dem Verschwinden eine Nachricht auf Instagram. „Es tut mir leid, was ich gemacht habe, ich werde bald zurückkommen“, stand darin. Sekunden später war die Nachricht schon wieder gelöscht. Das Konto, von der sie verschickt wurde, gab es nicht mehr.
Fest steht, dass Sara genau geplant hatte, wie sie verschwinden kann. Zuvor hatte sie 500 Euro aus der Wohnung ihrer Familie geholt. Es handelte sich um die Mitgift, die sie Monate zuvor von ihrem Ehemann bekommen hatte.
Als Sara am Vormittag die Betreuungseinrichtung mit einem Rucksack verließ, erklärte sie einem Betreuer, dass sie Picknicken gehen wolle. Doch dieses Picknick gab es nicht. Im Rucksack hatte das Mädchen einen Koran, seinen Reisepass und ein paar Schminkartikel, die Sara kurz zuvor gekauft hatte. Ob sie Kleidung mitgenommen hat, ist unklar.
Eine Bekannte will sie einige Tage zuvor mit einem großen Koffer bei einer Bushaltestelle gesehen haben. Ihre Accounts in den Sozialen Medien deaktivierte Sara. Auch am Handy war sie ab diesem Zeitpunkt nicht mehr erreichbar.
Suche via Tiktok
Detektiv Trovato jedenfalls setzt auf die Mithilfe der breiten Öffentlichkeit. Und auch weitere Tiktoker – und ihre zahlreichen Follower – sollen dabei helfen, Sara wieder zu finden. „Die Hinweise, die bei uns einlangen, geben wir natürlich an die Innsbrucker Polizei weiter“, sagt Trovato.
Der größte Wunsch der Familie: Dass Sara morgen wieder vor der Tür steht. „Ich würde ausflippen vor Freude. Ich würde sie fressen, küssen, umarmen. Ich liebe sie. Sie ist mein Baby“, sagt Mutter Yasmin. Bis dahin bleibt die große Angst, dass ihrem Mädchen etwas Schlimmes passiert ist.
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