Im Internet fertig gemacht

BILD zu OTS - Rund um den Valentinstag herrscht Hochbetrieb bei eBay.at: Bereits jeder vierte Österreicher (25%) besorgt seine romantischen Geschenke online. Doch was passiert mit den Liebesbeweisen, falls die Beziehung einmal in die Brüche geht? Eine von eBay.at beauftragte Studie zeigt: Bereits mehr als 360.000 Österreicher verkaufen die Geschenke ihrer Ex-Partner im Internet.
22-Jährige gaukelte Gefühle vor. Opfer litt an Depressionen und Magersucht.

Sie ist (mittlerweile) blond, hübsch, 21 Jahre alt, zierte das Titelblatt einer regionalen Wochenzeitung und möchte auf Saison als Zimmermädchen arbeiten: Maria (Name von der Redaktion geändert) will jetzt „einfach weg aus Klagenfurt“. Denn ihre „Liebe“ zu einer Internet-Bekanntschaft trieb sie in Depressionen und Magersucht. Die gutgläubige junge Frau war einer um ein Jahr älteren Klagenfurterin aufgesessen, die ihr unter falscher (männlicher) Identität tiefe Gefühle vorgegaukelt hatte.

Maria erinnert sich im Gespräch mit dem KURIER: „Ein junger Mann namens Daniel hat mich übers Internet angesprochen.“ Mit schönen Worten schmuggelte sich „Daniel“ in Marias Herz, schmeichelte ihr. Maria verliebte sich, doch immer wieder scheiterten Treffen an Daniels Problemen: Einmal hatte er einen Unfall, dann erfuhr er von seinem Blutkrebs.

Bis eine Freundin Maria flüsterte, dass es diesen jungen Mann gar nicht gebe. Da schaltete sich die 22-jährige Klagenfurterin ein: Sie sei Daniels beste Freundin und werde für ein Treffen sorgen. Dann ein Entschuldigungsmail: Er hieße nicht Daniel, sondern Sascha, seine Lügen täten ihm leid. Er listete 50 Gründe auf, warum er Maria so sehr liebe. Vor ihrer Wohnung fand sie Geschenke wie eine Halskette und Ohrringe, Sascha versprach ihr einen Job als Modeberaterin in seinem Geschäft, das er für sie eröffnen würde.

Ständig Probleme

Mittlerweile hatten sich Maria mit „Saschas Freundin“ angefreundet. Ein Treffen kam trotzdem nicht zustande: Selbstmordversuch des Bruders, Tod der Oma, Pfeiffersches Drüsenfieber, Lebensmittelvergiftung. Und dazwischen immer wieder: „Sprich mit niemandem, geh nicht mit anderen aus.“ Sascha drohte mit Selbstmord und dass Marias Mutter ihre Arbeit verlieren würde. Maria zog sich von ihren Freunden zurück und wollte nur noch eines: „Ihn einmal sehen! Ich konnte nichts anderes denken, bei der Führerscheinprüfung bin ich neun Mal durchgefallen. Er – sie hat mich fertig gemacht.“

Schließlich wurde es Marias Mutter zu viel: „Ich habe gespürt, wie mir meine Tochter entgleitet, sie war völlig energielos.“ Sie beauftragte einen Detektiv. Da stellte sich heraus: Dieser Internet-Freund existiert nicht. Maria brach, auf 46 Kilo abgemagert, zusammen.

Hinter den Internet-Profilen, den gefälschten Dokumenten und aus dem Netz zusammengeklauten Nacktbildern, mit Männerstimmen aufgenommenen Anrufen steckte die „hilfreiche“ 22-Jährige. Deshalb stand sie am Mittwoch in Klagenfurt wegen „Täuschung“ vor Gericht: „Maria hat mich einmal beleidigt, ich wollte sie ärgern.“

Sie kam mit einer Diversion – 70 Stunden gemeinnützige Arbeit und 500 Euro Schmerzengeld für Maria innerhalb von drei Monaten – davon. Für Maria ist das in Ordnung: „Ich mache weiter meine Psychotherapie. Ich will nur verhindern, dass sie es wieder macht.“ Nach dem Prozess schaffte Maria die Führerscheinprüfung.

Kommentare