Warum Falschbeschuldigungen bei Sexualdelikten zunehmen

Warum Falschbeschuldigungen bei Sexualdelikten zunehmen
Die Vereinigung der Strafverteidiger weist auf hohe Zahl an mutmaßlichen Falschbeschuldigungen hin und fordert Reformen. Opferschützer sehen erkämpfte Rechte in Gefahr.

Nur ein geringer Teil aller angezeigten Vergewaltigungen in Österreich endet mit einer Verurteilung. So weit, so bekannt – und so problematisch. Häufig scheitert es an der Nachweisbarkeit. Was bleibt, ist „he said, she said“; er sagt, sie sagt. Dieses Problem hat zuletzt die Strafverteidiger-Vereinigung bei ihrer halbjährlichen Tagung in Salzburg aus einem anderen Blickwinkel thematisiert.

Angezeigte Vergewaltigungen pro Jahr

Sexualdelikte

Nämlich: Die Zahl der Anzeigen wegen Sexualdelikten ist in den vergangenen zehn Jahren massiv angestiegen, gleichzeitig aber auch die Zahl der Falschbeschuldigungen. So legt der bekannte deutsch-schweizerische Psychiater Frank Urbaniok dar, dass laut einer Studie US-amerikanischer Forscher 5,9 Prozent aller Anzeigen auf falschen Behauptungen basieren. Das seien aber nur die identifizierten und verfolgten Falschaussagen – und damit nur die „Spitze des Eisbergs“, sagt Urbaniok.

Die Einschätzung einer Rechtsanwältin, die viele Jahre als Staatsanwältin tätig war, geht sogar in Richtung zwei Drittel. Urbaniok hält diese Größenordnung für denkbar.