Fall Lucile: Täter tötete wohl auch in Deutschland

Trauer um Lucile K. am Innufer in Kufstein
Täter-DNA führt zu einem Mord in Deutschland, wo eine junge Frau vergewaltigt und erschlagen wurde. Die Tiroler Polizei geht nun auch im Fall von Lucile K. von einem Sexualverbrechen aus.

Es war ein Gewaltverbrachen, das die Bewohner von Kufstein geschockt und nachhaltig in ihrem Sicherheitsgefühl beeinträchtigt hat. Fast genau drei Jahre nachdem die 20-jährige Studentin Lucile K. aus Frankreich am 12. Jänner 2014 in der Tiroler Stadt an der Grenze zu Bayern erschlagen wurde, gibt es nun eine heiße Spur in dem Fall. Und die führt nach Deutschland.

Die Ermittler sehen einen Tatzusammenhang mit einem Tötungsdelikt an einer 27-jährigen Joggerin in Endingen bei Freiburg in Baden-Württemberg im November. Am Tatort wurden DNA-Fragmente gefunden, die mit den Spuren im Fall Lucile übereinstimmen, erklärte Tirols LKA-Leiter Walter Pupp bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Beide sichergestellte DNA-Spuren waren von schlechter Qualität. Die am Tatort in Kufstein gefundene DNA wurde hochgerechnet und dieses Profil dann mit den in Deutschland sichergestellten Fragmenten direkt verglichen, erläuterte Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Mayr: "Das Ergebnis lässt keinen vernünftigen Zweifel zu".

Ähnlich wie Lucile K. sei auch das 27-jährige Opfer in Endingen mit einem Gegenstand - vermutlich einer Eisenstange - erschlagen worden. Neue Ermittlungsansätze würden nun darauf abzielen, welchen Bezug der unbekannte Täter zu den beiden Tatorten haben könnte.

Joggerin vergewaltigt

Die Tiroler Polizei geht nun auch davon aus, dass Lucile K. Opfer eines Sexualverbrechens wurde. Die Ermittler wollten das zwar bisher nie ausschließen, nun sind sie sich aber offenbar sicher. Die Französin sei „sexuell missbraucht“ worden, hieß es in einer ersten Erklärung des Landeskriminalamts (LKA). Diese Gewissheit dürfte sich ebenfalls aus dem Fall in Deutschland ableiten. Die 27-jährige Joggerin war vergewaltigt worden. Der Täter konnte bislang noch nicht gefasst werden.

Tirols LKA-Chef Walter Pupp hatte sich stets zuversichtlich gezeigt, dass der Mordfall Lucile K. noch geklärt werden kann. „Der Akt ist nicht in Vergessenheit geraten“, sagte er vor einem Jahr im KURIER-Interview. Der Fall sei zwar praktisch ausermittelt. Hoffnung gab aber nicht zuletzt ein DNA-Fragment des Mörders von Lucile, aus dem ein „hypothetisches Profil“ errechnet und in die Datenbank gestellt wurde. Die DNA hat nun nach Deutschland geführt. Die Tiroler Ermittler erhoffen sich neue Erkenntnisse.

Die Leiche von Lucile K., die aus der Gegend von Lyon stammte und im Rahmen eines Auslandssemesters in Kufstein studiert hatte, war am 12. Jänner 2014 von Polizisten am Ufer des Inns entdeckt worden. Freunde und Studienkollegen hatten die junge Frau als vermisst gemeldet. Todesursache waren laut Obduktion heftige Schläge auf den Kopf. Taucher fanden schließlich die Tatwaffe im Inn, eine Eisenstange.

Verdächtiges Auto

Immer wieder haben die Kriminalisten Parallelen zu ähnlich gelagerten Gewaltverbrechen untersucht. Bislang ohne Erfolg. Auch ein Aufruf über die Sendung „Aktenzeichen XY“, bei der der Fall vorgestellt wurde, hatte keine Hinweise erbracht. Im Mordfall der 27-jährigen Joggerin hat die deutsche Sonderkommission „Erle“ zuletzt nach Zeugen in der Schweiz gesucht. Interessant seien Personen, die sich am 6. November 2016 mit einem Auto mit Schweizer Kennzeichen am Kaiserstuhl zwischen Endingen und Bahlingen aufgehalten hätten.

Den Behörden zufolge waren nach dem Mord in Endingen Hinweise zu Fahrzeugen mit Schweizer Kennzeichen eingegangen. Erwähnt worden war ein heller - eventuell weißer oder grauer - Wagen mit den möglichen kantonalen Zulassungen TI (Tessin), TG (Thurgau) und SZ (Schwyz).

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