Expertin: „Sehr gute Spitäler lassen sich freiwillig testen“
KURIER: Haben österreichische Krankenhäuser ein gravierendes Problem mit der Hygiene?
Presterl:Patienten müssen keine Angst haben, in ein heimisches Spital zu gehen; sie können sich prinzipiell sicher fühlen. Wir haben sehr gute Spitäler. Aber klar ist, dass es auch eine Kehrseite der Medaille gibt. Bei Behandlungen können Komplikationen passieren. Daher ist es so wichtig, dass dort, wo Krankenversorgung stattfindet bzw. sich die Medizin weiterentwickelt, auch die Hygiene-Standards eingehalten werden und schritthalten müssen.
Es ist doch so, dass sich Personalmangel und Zeitdruck in den Spitälern negativ auswirken?
Die Fehlerhäufigkeit ist höher, wenn Personal eingespart wird und die übrigen Spitalsmitarbeiter unter Zeitdruck stehen. Umso wichtiger ist es, dass es auch hierzulande gute standardisierte Datensätze gibt, deren Ergebnisse Kennzahlen ergeben, um die Tätigkeiten und Prozesse in den Krankenhäusern nachvollziehen und die Standards verbessern zu können.
Werden Spitalskeime noch nicht zentral erfasst?
Derzeit ist die Infektionserfassung vor allem dezentral. Es gibt Netzwerke, wo Infektionsraten von mehreren Krankenhäusern miteinander verglichen werden. Zum Beispiel gibt es 50 Krankenhäuser in Österreich, die freiwillig in einer Querschnittsuntersuchung alle Krankenhausinfektionen erfassen lassen und vergleichen. Das sind aber jene Spitäler, die ohnehin sehr gut sind. Klar ist, dass bei der Erfassung ein Aufwand dahintersteckt – einerseits ist ein gut geschultes Personal, andererseits eine einheitliche EDV notwendig.
Was muss sich ändern?
Wir brauchen Hygiene-Richtlinien, die den internationalen Vorschriften und der wissenschaftlichen Evidenz angepasst sind. Es geht in erster Linie darum, die Spitalskeime in den heimischen Krankenhäusern einheitlich zu erfassen, um anhand der Qualitätsindikatoren Bruchstellen und Fehler zu erkennen und darauf reagieren zu können. Zudem muss es regelmäßig Hygiene-Schulungen geben. Wichtig ist dafür auch eine ausreichende Anzahl an Mitarbeitern in der Krankenversorgung und im Hygieneteam.
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