Es wird heiß wie am Mittelmeer

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Sonnentage über 30 Grad werden sich verdreifachen. Trockenheit bringt mehr Naturkatastrophen.

Während der durchwachsene Sommer noch mit Rekordwerten geizt, zeichnet der Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Michael Staudinger, für die kommenden Jahre ein Hitze-Szenario: "Die Tage über 30 Grad werden sich bis 2050 verdreifachen. Zusätzlich rechnen wir mit einer deutlichen Verlängerung der Hitzeperioden." Beispiel 2013: Im Vorjahr gab es in Neusiedl am See 38 Hitzetage, in Wien schwitzte die Bevölkerung an 27 Tagen bei über 30 Grad.

Diese Prognose wird sich vor allem in den Großstädten niederschlagen. Staudinger weiter: "Von den 60er-Jahren bis 1990 wurden im Durchschnitt in Wien 9,6 Hitzetage pro Jahr registriert. Von 1980 bis 2010 waren es bereits 15,2. Beinahe eine Verdoppelung."

Diese Erwärmung in der Atmosphäre provoziert allerdings auch eine höhere Niederschlagsmenge. So gehören die – sich etwa alle 20 Jahre wiederholenden – Großschaden-Ereignisse der Vergangenheit an. Staudinger: "Wir müssen in Österreich dann alle zehn Jahre mit einem Schadensszenario wie einem flächendeckenden Hochwasser rechnen."

Muren-Gefahr steigt

Die als sicher geltende Luft-Erwärmung bringt jedoch auch im alpinen Bereich massive Probleme. Denn auf relativ trockene Frühjahrs-Perioden folgen Niederschläge. Das ausgetrocknete Erdreich wird schnell durch Regen- und Schmelzwasser aufgeweicht, ganze Hänge rutschen somit leichter ab. Die Meteorologen glauben weiters an eine deutliche Zunahme bei Sturm-Ereignissen sowie ein verstärktes Aufkommen von Hagelstürmen – ausgelöst durch bis zu zehn Kilometer hohe Wolkentürme und erwärmter Luft. "Die Niederschlagsmengen werden sicher steigen."

Fehlende Akzeptanz

Doch trotz des verheerenden Hochwassers des Vorjahres ignoriert die Bevölkerung nach wie vor die Folgen von Naturkatastrophen. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) befragte 1500 Personen. "Wir stellten eine sehr hohe Vergessens-Kurve fest. Hochgerechnet glauben 63 Prozent der Österreicher nicht, dass sie einmal in ihrem Wohnort Opfer einer Naturkatastrophe werden könnten", spricht KfV-Direktor Othmar Thann von fehlender Akzeptanz. 92 Prozent der Befragten fühlten sich nur gering oder gar nicht persönlich gefährdet.

"Die Menschen unterschätzen die Gefahren, die von Extremwetter-Ereignissen ausgehen, stärker als bisher angenommen," interpretiert Thann die Studie. Beispiel Hochwasserzonen: 2013 – einige Wochen vor dem Hochwasser – gingen 27 Prozent der Befragten, die in Hochwasser-Risikozonen lebten, von keiner Gefährdung aus. Heute, ein Jahr nach der Flut, fühlen sich 28 Prozent nicht gefährdet. Thann: "Es gibt kein nachhaltiges Umdenken."

Wolfram Littich, Vorstandschef der Allianz-Gruppe legt Hausbesitzern und Häuslbauern nahe, sich unter www.hora.gv.at über das Gefährdungspotenzial der jeweiligen Liegenschaft zu informieren: "Denn nicht alles ist versicherbar. Und bauliche Maßnahmen können die Versicherungsprämien senken."

Naturkatastrophen: Schäden steigen, aber Vorsorge nicht

Es wird heiß wie am Mittelmeer

Im Gastgarten essen die Gäste, während nur einen Steinwurf entfernt die Donau friedlich vorbeifließt. Idyllisch präsentierte sich am Donnerstag das Hotel Donauhof in Emmersdorf bei Melk. Vor etwas mehr als einem Jahr konnte davon keine Rede sein. Die Flut schoss durch den Ort, setzte zahlreiche Häuser unter Wasser, Menschen bangten um ihre Existenz. Auch der Donauhof war betroffen, insgesamt bereits zum neunten Mal. "Durch die sehr genauen Vorhersagen konnten wir uns 2013 zwar auf das Hochwasser gut vorbereiten, aber Schäden hatten wir dennoch", erzählt Josef Pichler, der Chef der Hauses. Die Küche musste komplett neu gebaut, die Fenster ausgewechselt und die Rezeption erneuert werden.

"Der Kampf gegen die Fluten geht an die Substanz", sagt der 51-Jährige. Damit meint der Hotelier nicht nur die finanziellen Kraftanstrengungen, die es nach einem Hochwasser braucht, sondern auch die psychischen Folgen, das Leid. Und eine schlechte Werbung sei eine Flut allemal. "Die Menschen sehen die Bilder und werden dadurch abgeschreckt, obwohl viele Betriebe wieder rasch aufsperren konnten."

2015 soll in Emmersdorf endlich der Bau des Hochwasserschutzes starten. Bis dahin heißt es auch für Pichler Bangen und Hoffen. "Denn eine Flut möchte ich nicht noch einmal erleben."

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