„Es war Zeit, den Hass loszulassen“

Eva Schloss in ihrer Wohnung in Nordlondon. Das Gemälde hinter ihr zeigt ihre Mutter, ihr Vater hat es im Versteck gemalt
Holocaust-Überlebende Eva Schloss hat im Alter von 92 Jahren wieder die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen

Von Anna-Maria Bauer

Im Waggon ist kaum Luft zum Atmen. Es sind zu viele Menschen. In der Ecke steht ein Eimer, der einmal am Tag ausgewechselt wird. Dann geht kurz die Tür auf und die SS-Wachmänner werfen etwas Brot hinein. Eva und ihre Familie lassen einander nicht los. Einmal dreht sich Heinz zu seiner 15-jährigen Schwester. „Ich habe meine Bilder in dem Haus noch unter Bretterdielen versteckt“, sagt er. „Du musst sie danach holen.“ Eva runzelt die Stirn. „Wir holen sie zusammen“, sagt sie. „Aber wenn ich nicht mehr da bin“, erwidert er, „dann machst du das, ja? Versprich mir das.“ Sie verspricht es; das war vor 77 Jahren.

Eva Schloss, geborene Geiringer, ist als junges Mädchen von den Nazis aus Österreich vertrieben und nach Jahren der Flucht in Amsterdam gefangen genommen worden. Als eine der wenigen hat sie zwei Jahre im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau überlebt und ist nach dem Krieg mit Ehemann Zvi Schloss nach London gezogen. Nun, im Alter von 92 Jahren, hat sie wieder die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen.

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