Erfolgserlebnis für Kärntner Wein
Der beste Blaue Burgunder (Pinot Noir) kommt aus Kärnten. Nicht zu glauben? Lächerlich? Eine „Zeitungsente“? Mitnichten. Im Juni präsentierte die Österreichische Weinmarketinggesellschaft im Casino Baden die 260 besten Tropfen des Bundesgebietes, den „Salon Österreich Wein“. Und tatsächlich: Nur geschlagen von zwei St. Laurent-Weinen errang der Blaue Burgunder 2011 der Familie Gartner in St. Andrä/Lavanttal den dritten Platz – und wurde somit der Beste seiner Art in Österreich.
„Heuer war es bisher aber zu feucht“, relativiert Erwin Gartner. „70 Prozent des Blauburgunder-Ertrages gehen durch den ,falschen Mehltau’ verloren.“ Dieser hoch aktive und schädliche Pilz war auch schuld am Niedergang des Kärntner Weinbaus im 19. Jahrhundert.
„Der Mehltau ist 1883 in Kärnten eingetroffen, vier Jahre, nachdem er sich von Frankreich aus auf ganz Europa ausgebreitet hatte“, weiß der 37-jährige Weinbauer. Durch diesen Pilz „frieren“ die Weinstöcke ab, weil sie zu früh, schon im August, ihr Laub verlieren. Die Reblaus hat sich dagegen nie nach Kärnten verirrt.
Auch mit dem Vorurteil, der Kärntner Wein sei sauer, räumt Gartner auf: „Es gab den weißen Heunisch, die Muttersorte für Chardonnay und Rheinriesling, sowie den blauen Wildbacher, eine Schilchertraube, als Hauptsorten. Die Entwicklung in Richtung milde Weine haben die Kärntner damals leider verschlafen.“
Preispolitik
Bis 1926 sind noch spärliche Versuche des Weinanbaus in Kärnten überliefert, dann folgt ein Jahrzehnte-langes Vakuum. Erst 1972 wagte sich Gartners Vater, Hubert, als Pionier in Kärnten wieder an das Setzen von Rebstöcken und begann mit einem Viertel-Hektar. Ende der 1980er-Jahre wagten einige andere diesen Schritt. Derzeit sind in Kärnten 70 Betriebe zugelassen, aber nur zehn davon bebauen mehr als einen Hektar; davon leben können maximal fünf.
30 Sorten werden in sechs Gebieten in Kärnten angebaut. Vom Aussetzen bis zum Ertrag dauert es Jahre. Trotzdem spürt der Kärntner Weinbau Aufwind: „Zuletzt wurden unsere Produkte sogar im Falstaff mit 90 von 100 möglichen Punkten bewertet“, erzählt Garntner.
Und er legt Wert darauf, kein Weingut zu besitzen: „Unsere Flächen sind gepachtet und wir haben nur ein ganz normales Wohnhaus.“ Als Strategie für diese Form der Bewirtschaftung hat sich der 37-Jährige zurecht gelegt: „Im Weinbau soll man dem Gefühl folgen – aber nicht aus einem Gefühl heraus beginnen.“weinauskaernten.at
Kommentare