Vorfahrt der E-Autos: Welche Bezirke stechen hervor?

Wo wurden die meisten neuen E-Autos angemeldet? (Symbolbild)
Dänische Verhältnisse herrschen in Rudolfsheim-Fünfhaus, zumindest, was den Anteil an E-Autos in dem Wiener Bezirk betrifft: 58,3 Prozent aller dort im ersten Halbjahr neu zugelassenen Pkw fahren nicht mit Benzin oder Diesel, sondern mit Strom.
Das ist der höchste Wert in Österreich überhaupt, gleich gefolgt von einem zweiten Wiener Bezirk, Mariahilf, mit 56 Prozent. Solche Daten kennen die Experten sonst eben nur aus Dänemark, dort aber sogar landesweit.
Von solchen Zahlen ist Österreich landesweit freilich noch weit entfernt, dennoch: Ein gutes Fünftel aller Neuzulassungen waren heuer österreichweit bereits E-Autos (22 Prozent).
Weshalb die Wiener Bezirke so abschnitten
Im Bundesländervergleich war der Anteil mit 19,9 Prozent in Kärnten am niedrigsten, mit 25,2 Prozent in Salzburg und Oberösterreich an höchsten.
Aber weshalb bloß schnitten die beiden Wiener Bezirke so überdurchschnittlich gut ab? Und weshalb bildet der steirische Bezirk Liezen - flächenmäßig etwa so groß wie ganz Vorarlberg - das Schlusslicht Österreichs?
Das hat weniger mit Infrastruktur (Lademöglichkeiten) oder dem Stadt-Land-Gefälle zu tun als der erste Blick auf die Statistik vermuten lässt.
Umstellung des Firmenfuhrparks
"Eine Rolle spielt nämlich die Frage, wie engagiert sind die Firmen im jeweiligen Bezirk, ihren Fuhrpark umzustellen?", wirft Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) eine wichtige Frage auf. "Das trägt nämlich zu den hohen Anteilen bei."
Österreichweit seien nämlich 64 Prozent aller Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2025 Unternehmen zuzuschreiben, in Wien sogar 80 Prozent, wenn man auch die öffentliche Hand mitrechnet. "Es ist also nicht die Bevölkerung von Mariahilf oder Rudolfsheim-Fünfhaus, die die Zulassungen steigert", analysiert Gratzer. "Der Neuwagenmarkt ist nicht der Markt der privaten Haushalte, das wäre der Gebrauchtwagenmarkt."

Bezogen auf die Schlusslichter bei E-Auto-Anmeldungen - Liezen in der Steiermark mit einem Anteil von 4,1 Prozent und Reutte in Tirol mit 6,1 Prozent - verweist Gratzer auf ungewöhnlich hohe Zahlen von Erstzulassungen im Vergleichszeitraum überhaupt.
Warum mancherorts so wenige E-Autos auftauchen
Im obersteirischen Bezirk Liezen etwa leben rund sechs Prozent der steirischen Bevölkerung - dort wurden aber von Jänner bis Ende Juni 2025 bereits 17 Prozent aller Neuwagen des Bundeslandes angemeldet. In Reutte ist es mit 16 Prozent Neuwagenanmeldungen bei vier Prozent Bevölkerungsanteil in Tirol ähnlich. Gratzer führt das auf größere Anschaffungen von Unternehmen zurück, die das Bild verzerren.

Bundesländer im Vergleich.
Eindeutiger ablesbar ist aber ein Erkenntnis aus statischen Daten für Ballungsräume. Ob Eisenstadt Umgebung, Salzburg Land, Innsbruck Land oder Graz-Umgebung - im Speckgürtel rund um Landeshauptstädte ist der E-Auto-Anteil unter den Neuzulassungen mit bis zu knapp 30 Prozent höher als im österreichweiten Durchschnitt.
PV-Anlage am Dach, E-Auto in der Garage
Dort gaben tatsächlich Privatkäufe den Schub, betont Gratzer. "In den Umlandgemeinden gibt es viele Einfamilienhäuser mit PV-Anlagen am Dach, die es attraktiv machen, sich den Strom fürs Auto selbst zu erzeugen." Denn der Großteil der E-Auto-Besitzer lädt seinen Wagen nicht an öffentlichen Stationen, sondern daheim oder am Arbeitsplatz.
In städtischen Ballungszentren hakt es vielfach dagegen noch mit Lademöglichkeiten in Siedlungen. Der VCÖ regt kreative Ideen an, etwa die Ladestationen von Super- oder Baumärkten nachts für die Autos von Anrainern zu öffnen. Das wäre aber Aufgabe der Politik, hier nach Kooperationen zu suchen.
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