„Eigentlich wollte ich Meeresbiologin werden und die Kommunikation von Delfinen und Walen erforschen. Nie, weder als Kind, noch später als Biologiestudentin, wollte ich mit Elefanten arbeiten“, erzählt Stöger.
Doch eine Diplomarbeit änderte alles: Während der Suche nach einem Thema für ihre Arbeit stieß sie auf einen Aushang am Gang der Zoologie. Es handelte sich um eine Recherche zur Kommunikation von den Elefanten im Wiener Tiergarten Schönbrunn. Und weil Stögers Mutter ihr davon erzählt hatte, dass im Zoo Elefantenbaby Abu demnächst zur Welt kommen würde, war ihr klar, die Arbeit zu übernehmen.
Morgen, Montag, bringt Stöger ihr neues Buch „Elefanten: Ihre Weisheit, ihre Sprache und ihr soziales Miteinander“ heraus. Wie der Titel bereits verrät, beschäftigt sie sich in dem Buch intensiv mit der Kommunikation und dem Verhalten von Elefanten.
Und wer hätte es gedacht: Gefühle spielen in der Elefantenwelt eine sehr große Rolle. Vor allem die Bindung zur Familie ist für sie von großer Bedeutung. Wie wir Menschen, empfinden auch die Dickhäuter Emotionen wie Angst, Trauer und Freude. So haben Elefanten zum Beispiel große Angst vor Bienen.
Bei Verstorbenen zeigen sich trauernde Verhaltensweisen: „Eine junge Elefantenkuh namens Noor wurde im Samburu-Nationalpark in Kenia beobachtet, wie sie längere Zeit bei ihrer verstorbenen Mutter Victoria blieb, obwohl der Rest der Herde langsam abwanderte“, schreibt Stöger. Noor soll währenddessen auch ein Temporinsekret aus ihren Schlafdrüsen geströmt haben – eine übliche Stressreaktion.
Und Elefantenkuh Tonga verspürt bestimmt Freude, wenn sie um 10 Uhr endlich abgewaschen wird und mit einem Trompeten die Besucher zum Lachen und Staunen bringt.
Der Elefant als Nachbar
Das Trompeten ist sicherlich eines jener Merkmale, das wir zuallererst mit den grauen Riesen assoziieren. Was bedeuten diese Laute eigentlich?
Elefanten kommunizieren neben visuellen Signalen und Gestiken vor allem akustisch miteinander. „Im Tierreich ist der Schall die universellste Kommunikationsform. Das machen sich die Elefanten mit ihren tieffrequenten Rumbles zunutze“, beschreibt Biologin Angela Stöger.
Diese Rumbles werden von den Dickhäutern als Kontaktrufe zur Fernkommunikation genutzt. Sind die Rufe sehr laut, können sie von Elefanten in einer Entfernung von bis zu vier Kilometern wahrgenommen werden. Die Laute können maximal bis zu 110 Dezibel erreichen. Zum Vergleich: Das ist ungefähr so laut wie ein Popkonzert.
Im Buch schreibt Stöger auch darüber, wie wichtig Elefanten für andere Tier- und Pflanzenarten sind: „In Trockenperioden graben sie mit ihren Stoßzähnen den Boden auf, um an Wasser zu gelangen, wovon auch andere Tiere profitieren“, führt Stöger als Beispiel an.
Doch nicht jeder profitiert von den grauen Riesen. Vor allem nicht als direkter Nachbar: „Elefanten ‚stehlen‘ Nahrung von den Feldern oder auch direkt aus der Küche. Aufgrund ihrer Größe und Kraft geht dies mit Zerstörung und einer Gefährdung der Bewohner einher“, so die Forscherin.
Gleichzeitig betont sie aber, dass die Elefanten nicht per se auf der Suche nach Konflikten mit den Menschen sind. Daher ist Stöger überzeugt: „Eine Welt ohne Elefanten wäre sehr viel ärmer.“
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